Von den Skalden Hag Rauriks
Es gibt viele Barden und Bänkelsänger, Poeten und Dichter, Musiker und Künstler – und in manchen Kulturen werden diese Skalden genannt. So auch in Hag Raurik – doch nicht jeder von ihnen ist ein wahrer Skalde.
Denn den Menschen Lieder und Musik zu bringen, Legenden und Geschichten zu erzählen, das ist nicht das, was einen Rauriker zum Skalden macht. Vielmehr ist die Position des Skalden gleich der eines Tilrún oder eines Druiden, wenn auch nicht so mächtig oder so hoch angesehen.
Die wahren Skalden unterhalten einen Zirkel an einem geheimen Ort in Hag Raurik und ihnen gehören Brüder und Schwestern aus allen Clans und Sippen an. Sie sind Krieger, Handwerker, Künstler, ja sogar Bauern und Bergleute, alt und jung, von niedrigem und von hohem Stand. Doch was ihnen allen gemein ist, dass ist die Liebe zur Heimat und zu den Ihren. Denn sie bringen ihre Kunst nicht um ihret selbst Willen zu den Raurikern - sie tuen es um ihnen den rechten Weg zu zeigen, die Götter und die Ahnen zu ehren und die Traditionen des Volkes zu bewahren.
Und so gilt ihre Bruder- und Schwesternschaft ihnen mehr, als die Zugehörigkeit zu einer einzelnen Sippe, denn sie verkünden den Weg Rauros – den Weg der Rauriker.
Geschichten und Legenden sind in ganz Hag Raurik beliebt – in den Tavernen, in den Langhäusern der Hedmans und auf den Märkten ebenso wie in den Swajuts am Lagerfeuer. Die Geschichten von Heldentaten und herausragenden Kriegern gehen so durch das ganze Land, ebenso wie Warnungen und Neuigkeiten.
Und so kommt es, dass jemand, der von sich Reden gemacht hat und eben das Talent zur Weitergabe von Geschehenem – sei es in Wort, Lied oder Schrift – besitzt und sich um die Götter und die Heimat verdient gemacht hat, auf geheimen Wege eine Einladung bekommt, zu jenem Ort der Skalden zu kommen, um vielleicht in ihrem Kreis aufgenommen zu werden.
Es heißt, bei dieser Zusammenkunft seien auch Druiden und Priester anwesend und wer sich im Wettkampf der Geschichten mit den echten Skalden messen kann, der wird unter dem Segen der Götter bei diesem Thing aufgenommen.
Die Skalden stehen unter einander in Kontakt und erkennen einander – denn nicht jeder, der den Skalden angehört, gibt sich auch als solcher zu erkennen. So kann es sein, dass die alte Veteranin aus einem Dorf der Nantwiga und der wortkarge Schafshirte aus Hag Blankard ebenso zu diesem Zirkel gehören, wie der musizierende und singende fahrende Skalde der von Dorf zu Dorf zieht oder der Scribor aus einem Swajut. So kommt es, dass die Skalden meist über alles informiert sind, was in den vier Clans und außerhalb vor sich geht.
In jedem Fall sind es die Skalden die – ob offen oder im Geheimen – sich die Probleme und Leiden ihrer Mitmenschen anhören. Sie sind es, die scheinbar achtlos den guten Ratschlag einbringen, oder an die Tilrún und Druiden verweisen, wenn deren Hilfe von Nöten ist. Sie sind es, die aufsprechen zur rechten Zeit, wenn es gilt Gerechtigkeit zu bringen und Unheil von den Raurikern abzuwenden. Und sie sind es, die zum Ruf an die Götter anleiten und ihren Segen erflehen wenn kein Tilrún zugegen ist. Sie sind es, die das Feuer in den Herzen der Krieger schürt, wenn vor der Schlacht niemand sonst dazu in der Lage ist. Sie sind es, die versuchen Weisheit und Erkenntnis zu bringen, wenn dort wo sie benötigt werden kein Druide erscheint.
Dies und noch viel mehr tuen die Skalden - doch macht es jeder auf seine eigene Weise und keine zwei würden gleich handeln oder reden. Denn dies ist die Stärke ihrer unterschiedlichen Herkunft und Lebensweise.
So ist es um die wahren Skalden Hag Rauriks bestellt, die im Licht und mit dem Segen der Götter ziehen. Kein Rauriker außer den Druiden mag wissen, wie viel die Zahl der Skalden ist und wo sie leben und wirken. Doch sie sind in den Landen und folgen ihrer Berufung und den Schwüren ihres Zirkels, solange noch ein Rauriker unter dem Licht seiner Götter ziehen mag.