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Durch den Nebel EmptyDo 24 Aug - 16:50 von Askan Eschenfall
Hey zusammen Smile

Es gibt bei uns ja sowohl Facebook- als auch WhatsAppverweigerer.

Daher werde ich ab sofort wieder alles "große" über das Forum …

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Durch den Nebel EmptySo 5 März - 23:45 von Raskell
Die aktuelle Kampganen-Karte ist nun auf der Homepage drauf.
Dieses Mal inklusive unserer Allianzen.




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 Durch den Nebel

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Bron Boro
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BeitragThema: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyMi 7 März - 17:47

Bron knurrte und verscheuchte eine lästige Windfee von seiner Schulter. Sein Blick streifte die dunklen Bäume und das glitschige Wurzelwerk. Blätter und Moos bildeten einen dünne Schicht und verliehen dem Boden ein trügerisch festes Aussehen. Doch er wusste nur zu gut, dass sich unter dem Teppich vermodernder Vegetation auch zahlreiche Wasserlöcher befanden.

Der Geistseher streckte die Nase in die Luft und schnüffelte. Er sog den Geruch nach stehendem Wasser und feuchter Erde ein, zusammen mit einer scharfen Note, die ihm die Anwesenheit eines niederen Sumpfgeistes verriet, und die Gerüche einiger anderen Wesen, die er nicht klar zuordnen konnte. Vorsichtig schob er sich entlang der Bäume und achtete darauf, immer einen guten Wurzelstrang unter seinen Füßen zu haben. Wer sich hier herumtrieb verließ sich lieber auf das starke Wurzelholz als auf den schlammigen Boden.

Um ihn herum war die Luft erfüllt vom Krächzen der Raben und dem Gemurmel der Bäume, die sich über Dinge unterhielten, die schon längst vergangen waren.

Tralosk würde sicher zufrieden sein. Er, Bron aus dem Hause Boro, Schamane, Geistseher, Sohn des Bors, war nicht nur in den Swajut eines anerkannten und geachteten Kriegsführers gekommen! Er hatte auch vom Blut aus dem Stammhorn getrunken und so einen Pakt geschlossen, der ihn für ein Jahr zu einem Teil dieser Kriegsschar machen würde. Sicher, auch das war noch nichts besonderes, war es doch auch anderen Fremden gelungen, diesen Status zu erringen. Doch was wirklich wichtig war: Ihm war anvertraut worden das Blodsarwa zu segnen. Das Bundschwert des Swajuts war in seine Hände gegeben worden, damit er den Segen der Geister auf es bringen sollte. Eine große Aufgabe, die sicher nicht irgendeinem Verbündeten aufgetragen worden wäre, egal wie groß seine Fähigkeiten nun waren.

Bestimmt war das ein Zeichen, dass er das Vertrauen des Brix und auch das der anderen Würdenträger im Swajut, der Druidin Dala und des zweiten Mannes an der Spitze des Swajuts, Raskell, genoss. Natürlich war ihm diese Aufgabe nur zugefallen, weil Modorok, der Priester des großen Geistes, den die Rauriker Teutates nannten, unerwartet hatte abreisen müssen, und dennoch sah Bron darin ein gutes Zeichen für seine Mission.

Er murmelte vor sich her und teilte seine Gedanken mit einem jungen Erdgeist, der neben ihm aus dem morastigen Boden gestiegen war und wie eine Erdwelle neben ihm her glitt. Dann begann es dunkler zu werden. Das Blätterdach überschattete ihn und begann das Licht der Sonne auszuschließen. Der nur sanft über dem Boden liegende Nebel wurde zunehmend dichter, je tiefer der Schamane in den Sumpf vorstieß. Er griff nach seiner Weinflasche und nippte an der süßen Flüssigkeit, schmatzte genüßlich und verteilte den Geschmack sorgfältig im Mund.

Der feuchte, kalte Nebel machte seine Kleidung klamm. Bald schon konnte er kaum die Hand vor Augen sehen und tastete sich entlang der mächtigen Stämme und dem Geflüster der Geister weiter.

Dann, nach wenigen Schritten, mischte sich heimlich ein neues Geräusch in das Lied des Sumpfes. Das Zirpen großer Insekten, die es in Hag Raurik nicht gab, das Quaken großer Frösche und schleimiger Kröten und das Geräusch von Schlangen, die im niederen Wasser krochen. Es war immer noch kühl, aber feuchter und weniger beißend. Er schnupperte und genoss den unverkennbaren Geruch, erdig, kräftig, feucht.

Schließlich erreichte er den Grenzstein. Wie ein Gespenst aus grauer Vorzeit ragte die Silhouette aus dem verschwommenen Dunst hervor, dunkel und unheimlich. Ein uralter Menhir, mannshoch und moosbewachsen. Nur mit Mühe konnte man das eingemeißelte Symbol erkennen: Eine neunköpfige Schlange, aufgestellt und ihre Hälse wie einen Fächer ausbreitend. Die Nebelbrühe war nurmehr kniehoch und er konnte ein paar Meter weit sehen, ehe sich sein Blick im Grau verlor.

Noch wenige dutzend Schritt Wegstrecke, dann würde er das nächste Dorf erreichen und von dort aus mit dem Boot weiterkommen... er kicherte. Tralosk würde sogar sehr zufrieden sein. Ja, das versprach ein gutes Jahr zu werden.
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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyDo 8 März - 17:43

Nieselregen verwandelte die Wasseroberfläche in ein Gebilde vieler kleiner Kreise, die einander überlappten und durchbrachen. Bron knurrte. Seine Unterredung mit Tralosk war bei weitem nicht so gut verlaufen, wie er es sich erhofft hatte. Ohne langes zögern sprang er aus dem Boot und wäre auf den glitschigen, schiefen Holzbohlen fast gestürzt. Gerade noch rechtzeitig hielt er sich an einem der Pfosten fest, die zu beiden Seiten des Stegs hoch aus dem Wasser aufragten. Er durchquerte das kleine Dorf hastig, passierte schiefe Hütten und Pfahlbauten, aus denen der flackernde Schein von offenen Herdfeuern fiel und sich im Zwielicht des Nebelverhangenen Waldes verlor.

Auf einer schmalen Brücke aus geflochtenen Seilen überquerte er das träge fließende, grünliche Wasser eines kleinen Flüsschens. Unter ihm plätscherte es, als eine große Wasserschlange sich über die Oberfläche erhob und rasch wieder abtauchte. Ein Irrwisch begann um ihn zu kreisen, unbemerkt von den zerlumpten Gestalten, die an der niederen Holzpalisade standen.
Die Männer deuteten so etwas wie einen Gruß an, als er an ihnen vorbei marschierte. Einer hob seine Wurzelholzkeule und klopfte auf den lederüberzogenen Rundschild, woraufhin das niedere Tor aufgeschoben wurde.



Wieder umgab ihn dichter Nebel und er glaubte schon, sich verlaufen zu haben, als er das Geschnatter der Geister vernahm, die sich um den Grenzstein versammelt hatten. Er blieb an dem dunklen Schatten stehen und striff mit der Hand über das den moosbewachsenen Stein, bis er das alte Wappen ertastet hatte. Dann ging er weiter, immer mit den Füßen nach sicherem Halt tastend. Dann veränderte sich alles. Einem unaufmerksamen Wanderer, währe es gar nicht aufgefallen. Eigentlich wäre es nicht mal einem aufmerksamen Wanderer aufgefallen. Es war etwas, was mit den Geistern zu tun hatte. Sie waren hier... anders.
Er ging weiter und als die Bäume weniger wurden und der Nebel sich ein wenig legte wusste er, dass er wieder da war. Als hätte er eine unsichtbare Grenze überschritten. Er war nicht mehr in Tatalia, er war jetzt in Nantwiga. In wenigen Tagen würde er wieder bei den Kriegern des Swajuts sein und dann... dann würde die Reise weitergehen, zu neuen Ufern, zu neuen Kriegszügen, in unbekannte Länder und auch dorthin, wo sie bereits waren und nun zurückkehrten, erneut das Land ihren Kriegsruf hören zu lassen.
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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyFr 9 März - 17:31

Ich finde die Geschichte wahnsinnig gut geschrieben. Man bekommt einen geradezu gespenstischen Eindruck in die Welt von Bron Boro.
Und auch Raskell und dein Austausch liest sich echt spitze. Da wollte ich nur nichts reinposten, um die Stimmung nicht zu verderben...
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BeitragThema: Jäger   Durch den Nebel EmptyMi 6 Feb - 1:55

Der Mann stürzte und verschwand im hüfthohen Nebel, ohne mehr als nur ein ersticktes Stöhnen von sich gegeben zu haben. Die restlichen Männer sprangen zusammen und stellten sich Rücken an Rücken auf. Ihre geübten, sicheren Bewegungen konnten die nur schwer unter Kontrolle gehaltene Erregung kaum verbergen. Die Schilde bis unter die Augen geschoben, die schweren Keulen zum Schlag erhoben, suchten ihre dunklen Augen nervös die Umgebung ab.
Sie waren an das dunkle Zwielicht gewöhnt und nicht so leicht zu verwirren vom Spiel des Nebels und den Bewegungen des dichten Unterholzes und dennoch konnten sie nur erahnen, wo ihr Feind sich aufhielt.
Das Zirpen und Sirren von Insekten und Vögeln legte einen monotonen Klangteppich über den großen Sumpf.
Die Männer standen still, wagten es kaum zu atmen, um nur jede unnötige Bewegung zu vermeiden und versuchten weiterhin den Nebel zu durchdringen.
Plötzlich gab einer von ihnen ein Keuchen von sich und er deutete mit seiner Kriegskeule in die gräuliche Brühe. Kaum merklich kräuselten sich die Nebelschwaden. Die Männer wandten sich der Stelle zu, als einer von ihnen einen überraschten Schrei ausstieß und nach vorne kippte. Er schwang seine Waffe, einen schweren, oval geschliffenen Steinkopf am Ende eines armlangen Holzstiels, noch im Fallen und ein dumpfes Geräusch war zu hören, als er etwas weiches traf, dann verschwand er im Nebel. Nur einen Atemzug später schoss er wieder hervor, sah sich wild um und wurde wieder unter die dichte Nebeldecke gezogen.
Ein Krieger sprang in seine Richtung und griff den Arm des Mannes, knapp unter dem Handgelenk und versuchte ihn hoch zu ziehen. Es Gab ein knirschendes Geräusch, der Mann strauchelte, bekam wieder festen Stand und blickte sich um. Er hielt noch immer das Handgelenk fest, doch der Arm endete direkt am Ellenbogen. Von dem anderen war nichts mehr zu sehen oder zu hören.

Hinter ihm schrie ein anderer Krieger auf und fiel rücklinks in den Nebel, begleitet vom frenetischen Kreischen des Wesens, das für einen Moment als eine graue, hecktisch zappelnde Masse zu erahnen war.
Ein Mann sprang in die Richtung und schlug zu, doch seine Keule fuhr ohne auf Widerstand zu treffen durch den Nebel, der andere ließ den Arm fallen und griff nach der Keule, die an einem Lederriemen an seinem eigenen Handgelenk baumelte. Er überlegte fieberhaft, wie ein gehetztes Tier, dann sprang er vor und schmetterte seine Keule mit aller Kraft hinter seinem Kameraden in den Boden, doch der Gegner, den er dort vermutet hatte war nicht da. Er sah sich um. Sie waren noch viert. Wieder war Stille eingekehrt, nur der ständige Klang des lebenden Sumpfes erfüllte die dämmrige Luft.

Die Männer tauschten stumm ein paar Blicke aus. Einer machte eine kaum erkennbare Kopfbewegung. Dann packten sie einen aus ihrer Mitte und stießen ihn in den Nebel. Als sein entsetzter Schrei zu hören war, sprangen sie in seine Richtung und schlugen zu. Er verschwand unter der Nebeldecke und für einen Moment schien es so, als wäre alles wie vorher.
Doch dann hörten sie zwei Geräusche. Das schmerzerfüllte Keuchen des Kriegers und ein schwaches, krächzendes Geräusch. Während sich der Mann langsam aus dem Nebel hochkämpfte, die Hand auf eine blutende Wunde an seinem Oberschenkel gepresst, stießen die anderen ihre Keulen tastend in den Nebel, bis sie das noch schwach zeppelnde Bündel entdeckt hatten.
Dann schlugen sie zu tritt auf das Ding ein, bis es sie sicher waren, dass es tot war.

An diesem Abend kehrten vier Männer zurück. Einer, mit einem durchgebluteten, provisorischen Verband am Oberschenkel, der sich humpelnd auf die Schulter seines Kameraden stützte. Ein anderer trug in einem Bündel die Habe von drei anderen Männern auf dem Rücken. Und der vierte zog den leblosen, zerschlagenen Leib eines...
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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyMi 6 Feb - 22:20

... eines seltsamen Wesens hinter sich her.

Nur Minuten später wuchtete er das Ding auf einen groben Tisch. Es hatte den Leib einer Schlange, fast so lang, wie ein Mann hoch. Sein Kopf ähnelte einem Vogel und war von graubraunen, zerzausten Federn bedeckt, von der Stirn bis zum Nacken verlief ein dünner Kamm, wie bei einem Hahn und der kurze Schnabel war mit getrocknetem Blut bespritzt. Dazu verfügte das Ding über zwei Flügel, die aber kaum groß genug gewesen wären, um es wirklich in die Luft zu heben und zwei vogelartige Klauen.

"Ko. Ka. Trieß." stieß einer der versammelten Männer hervor. "Ungewöhnlich..." murmelte ein anderer. "Drei Männer? Und ein Verletzter! Von einem?"
Der Jäger, der das Wesen hereingetragen hatte, nickte. "Wie ein... Schatten. Haben ihn nicht zu Gesicht bekommen, ehe wir ihn totgeschlagen haben. Nicht so richtig. Nur als Schemen. Schnell, angegriffen, immer im Nebel, und sofort wieder weg."
"So kämpfen sie sonst nicht." meinte ein anderer. "Ja. Sonst nicht. Der hier schon."
"Der Sumpf wird gefährlicher." meinte der Schamane mit einem Achselzucken. "Wir müssen auch gefährlicher werden." Die versammelten Krieger nickten andächtig.
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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyDi 12 Feb - 0:45

Bron Boro trat zwischen den Bäumen hervor, gefolgt von einigen Kriegern. Vor ihm öffnete sich der dichte Wald und gab den Blick frei auf die hohen Holzpalisaden eines Wehrdorfes. Ein schmaler Knüppelpfad führte über den schmalen Streifen unbewaldeten Landes zu einem tiefen Graben.

Bron gab ein Zeichen und der Trupp setzte sich wieder in Bewegung. Selbst auf diesem kurzen Stück Weg und in unmittelbarer Nähe des Dorfes behielt seine Eskorte sorgsam den Waldrand im Auge. Auch auf die letzten Schritte konnte es noch leicht passieren, dass etwas aus dem Schutz der Bäume brach, um den unaufmerksamen Wanderer zu reißen. Bron blickte scheinbar gedankenverloren in den grauen Himmel. Wolken hatten sich aufgetürmt über Tatalia, aber nur vereinzelte Regentropfen fielen fast unbemerkt und geräuschlos zur Erde. Das Land war starken Regen gewohnt und diese wenigen Tropfen wirkten eher wie ein entferntes Echo. Das Licht der Sonne brach diffus und unwirklich durch die Wolkendecke und tauchte alles in einen dumpfen Grauschleier. Es war kalt. Viel kälter, als sonst.

Als der Trupp die schmale Brücke erreicht hatte, die über den morastigen Graben führte, schob sich ein schmutziges Gesicht über die Brustwehr des Walls. Der Mann musterte die Versammlung kurz, ehe er seinen Kameraden wortlos einen kurzen Wink gab und das Tor geöffnet wurde.

Schweigend trottete Bron an den Wächtern vorbei, alle in schwere Lederrüstungen gehüllt und mit wuchtigen Kriegskeulen bewaffnet. Einer von ihnen deutete mit seiner Waffe in Richtung eines Pfahlhauses, das inmitten eines Tümpels stand und über einen kurzen Steg zu erreichen war.
"Da." Mehr sagte der Mann nicht und Bron quittierte die Weisung mit einem bedächtigen Nicken.

Die Männer, die ihn hergebracht hatten, begaben sich in die halboffene, hell erleuchtete Schankhütte, eigentlich mehr eine Art hölzerne Plattform mit einem gewölbten Dach aus Flechtwerk, wo sie die Zeit totschlagen, essen, trinken und sich ein wenig ablenken würden, während er sich aufmachte den Pfahlbau zu betreten.

Dunkelheit schlug ihm entgegen, wohltuend im Vergleich zu dem grauen, kalten Licht, das draußen herrschte. Nur vereinzelt sah man flackernde, schwache Lichter verteilt im Raum. Alle Fenster waren mit dickem Tuch verhängt oder mit Holzläden verschlossen und auch die Tür hatte er schnell hinter sich zugezogen. Es roch nach verbranntem Holz und verschiedenen getrockneten Pflanzen, die überall in kleinen Bündeln hingen, um die lästigen Stechmücken auf Abstand zu halten, die vor der Kälte dort draußen in die Nähe der Wärme menschlicher Leiber flüchten wollten und um den Geruch nach Schweiß und Tierfett zu überdecken. Die Luft war so dick, dass das Atmen schwer fiel, stickig und verbraucht.

Er suchte sich einen Sitzplatz zwischen den Anwesenden. In der Mitte des Raumes musste eine Feuerstelle auf einer großen Steinplatte sein, aber es brannte kein Feuer. Zwischen den Hexen summten unzählige Geister, angezogen von der ungewöhnlich großen Zahl Geisterseherinnen. Ihre Stimmen vermischten sich mit denen der Hexen zu einem inhaltslosen Rauschen.

Es dauerte einen Moment, bis Bron es gelang, sich zu orientieren und wusste, wem er zuhören musste. Es war unendlich schwierig, dem Gespräch zu folgen und es erforderte seine ganze Konzentration um nicht sofort wieder den Faden zu verlieren und sich in der Masse an Stimmen zu verlieren.

"Viele Krieger haben wir verloren." - "Die Schlangen sind giftiger geworden und sie beißen schneller und grausamer, als je zuvor!" - "Die Jagd ist härter geworden, berichten die Krieger." - "Sumpfgeister ziehen nach Westen." - "Wo ich herkomme, da ziehen sie nach Süden..." - "Die Sylphen weinen, ich habe sie gehört." - "Der Regen ist weniger geworden." - "Die Geister der Vorfahen reden wirr!" - "Ja, sie haben große Angst, sie sind aufgeregt. Und sie verstehen nicht, was geschieht!" - "Was ist, wenn der Rote Nebel wieder aufsteigt, hier in Tatalia!?" - "Seit vielen Sonnenkreisen ist der Rote Nebel nicht mehr in Tatalia aufgestiegen!" - "Ein Ko. Ka. Trieß. Hat vier Krieger getötet mit seinen Klauen. Er kämpfte wie ein Tatalii, versteckt im Nebel." - "Ein Krieger hat in der Nähe eines großen Sees einen Wyvern gesehen, der war so groß, dass er einen Mann mit einem Biss verschlingen konnte! Er flog in die Höhe und verschwand in den Wolken und sofort Schlug ein einzelner Blitz ein." - "Der Nebel hat sich vom Grenzstein zurückgezogen!" Sofort kehrte Stille ein.

Schließlich hob eine junge Hexe von hohem Rang die Stimme. "Der Nebel... ist vom Grenzstein zurückgegangen?" Die andere Hexe nickte eifrig. Eine schwache Talgkerze warf ihr schummriges Licht so auf ihr Gesicht, dass kaum mehr als ihre linke Wange zu sehen war. Bron starrte fasziniert auf ihre Lippen, die sich beim Sprechen bewegten, völlig umhüllt von undurchdringlicher Dunkelheit. Ihre Stimme war heiser und dunkel. "Ja. Der Grenzstein steht frei von Nebel, mindestens drei Schritt weit." Ein Raunen ging durch die versammelten Hexen. "Der Grenzstein war nicht frei vom Nebel, seit meine Großmutter ein kleines Mädchen war!" knurrte eine ältere Hexe und rieb deutlich im Schein einer Flamme sichtbar ein kleines Steinamulett. Für einen Moment war das bläuliche Flackern eines Imps zu erkennen, der mürrisch seinen Kopf aus dem hellen Stein streckte, um zu sehen, was die Aufregung seiner Herrin zu bedeuten hatte. Für einen Augenblick flammte Neid in Bron auf, als er den geisterhaften Vertrauten der älteren und mächtigeren Hexe erkannte.
"Ich sitze neben dir!" Schnaubte ein brüchiges, aber energisches Stimmchen aus der Dunkelheit. "Sprich nicht von mir, als ob ich nicht da wäre!"


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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyDi 12 Feb - 3:38

Die Unterhaltung zwischen den Hexen dauerte an. Die Aufregung und die verbrauchte Luft in dem überfüllten Raum hatten alle müde gemacht. Doch nun, da die Nacht hereingebrochen war und wohlige Dunkelheit die Anwesenden umfing, öffneten sie die Fenster und endlich konnte Luft in den stickigen Raum ziehen. Sofort begann sich aber auch eine ungewohnte Kälte auszubreiten.

Die Wolken hatten sich offenbar nicht verzogen, denn weder Stern noch Mond leuchtete auf das Dorf hinab, wie der Schamane mit einem Blick aus einer Fensterluke feststellte. behutsam streichelte er einen koboldischen Geist, der aus der Tiefe der Erde heraufgekrochen war. Seine dunklen Augen bohrten sich in Brons, als er mit einer tiefen Stimme, die so garnicht zu seiner kleinen, gedrungenen Gestalt passen wollte, erzählte. Bron lauschte aufmerksam, doch konnte er mit dem kryptischen Bericht wenig anfangen. Alles blieb rätselhaft und verworren.

Die Hexe zu seiner rechten war eingeschlafen, der Kopf nach vorn gekippt, vernehmlich schnarchend, die anderen tuschelten weiter aufgeregt und versuchten ein Muster in den seltsamen Vorkommnissen zu erkennen:
Wilde Tiere benahmen sich merkwürdig, die Geister waren aufgeregt und erzählten unverständliche Dinge über große Veränderungen, das Wetter spielte verrückt. Aber das beängstigende war der Bericht von der Hexe aus dem Gebiet rund um den großen Grenzstein im Osten, der nun zum erstenmal seit vielen, vielen Jahren frei von Nebel war.

Er entließ den Geist mit einem Seufzer und führte seine Weinflasche an die Lippen. Enttäuscht stellte er fest, dass der Geist das meiste getrunken hatte. Gerade, als er versuchte, sich wieder in das seltsam rhythmische Gebrabbel der Hexen einzuhören, klopfte es leise, fast verschämt an der Tür. Die Stimme des Mannes wirkte Unsicher, als er etwas unbeholfen das Gespräch unterbrach: "Ein... Jäger ist gekommen. Hat... hat etwas gesehen. Im Sumpf. Da sind... Leute. Leute, die keine Tatalii sind."


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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyDi 12 Feb - 9:12

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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyMi 13 Feb - 14:48

Noch immer war kein Licht am Himmel zu sehen. Keine zwei Schritte hinter dem Tor wartete eine so vollkommene Schwärze, als hätten die Männer die Grenzen der Welt überschritten. Doch die Geräusche des Sumpfes zeigten ihnen, dass dort durchaus noch etwas war.
Der Jäger hob die Hand, um der kleinen Gruppe das Zeichen zu geben, weiterzugehen, als ihm einfiel, dass sie es unmöglich würden sehen können. Stattdessen klopfte er sich rasch mit der flachen Hand zweimal auf den Brustkasten. Der rasche Takt sagte genug und sie folgten ihm, während er mit größter Vorsicht den Weg zum Waldrand weiterging. Trotz des schweren Schuhwerks aus zusammengebundenen und vernähten Lederhäuten konnte er ohne weiteres an der Beschaffenheit des Bodens erkennen, dass er sich noch auf dem festen Pfad befand. Wenn die Baumgrenze erst erreicht wäre, würde es schwieriger werden.

Am Waldrand hielten sie kurz inne und lauschten. Ohne ihr Augenlicht waren sie völlig auf ihre übrigen Sinne angewiesen. Und sie wussten sehr gut, dass die anderen Jäger des Sumpfes nicht so schwer mit diesem Hindernis zu kämpfen hatten wie sie. Dennoch wäre ein Licht zu verräterisch gewesen und sie mussten um jeden Preis verhindern, dass die Fremden sie entdeckten.

Der Weg, den sie nun gingen, zehrte an ihren Kräften. Nur mühsam und unendlich langsam kamen sie vorran. Tastend, vor jedem Schritten den Boden prüfend, teils in gekrümmter Stellung, teils flach auf dem Bauch kriechend schlichen sie vorwärts. Jeder Wurzelstrang war eine willkommene Stütze, ein Teil des Bodens, in dem man nicht versinken konnte und doch war auch diese Sicherheit trügerisch: Wo ein Baum halt bot, da bot er auch ein Versteck für eine giftige Schlange oder schlimmeres, etwas, was plötzlich aus dem Blätterdach herunterfallen oder unter einer Wurzel hervorschnellen konnte, um mit einem Biss oder Stich sein totbringendes Gift in den Körper des unglücklichen Opfers zu spritzen.

Ihre Körper waren an die Entbehrungen des Reisens im Sumpf gewöhnt, aber die besondere Langsamkeit, die die Dunkelheit von ihnen verlangte, belastete zusätzlich zu der abstoßenden Kälte. Bald schmerzten ihre Arme und Beine und auch die Rücken und dennoch konnten sie es sich nicht erlauben, inne zu halten.

Sie umgingen mit großer Sorgfalt die tiefsten und tückischsten Gebiete, dennoch mussten sie das ein um andere mal durch fast hüfthohes Wasser und knietiefen Schlamm waten. Hier würden auch die eingefetteten und sorgsam vernähten Lederlappen die Füße nicht trocken halten und so zogen sie sie aus, nachdem sie festgestellt hatten, dass kein Weg hier vorbeiführen würde. Sobald sie die tiefsten Stellen hinter sich hatten, mussten sie sich doch die Pause gönnen, um ihre Füße mit Lappen notdürftig zu trocknen und das schwere Schuhwerk wieder anzulegen. Weniger Bequemlichkeit war der Grund dafür: Die Schuhe sollten auch vor Bissen schützen.

Die Wanderung schien sich schier unendlich hinzuziehen, als plötzlich zwischen den Bäumen ein Lichtschein zu sehen war. Das mussten die Fremden sein. Sie hatten ein Feuer angezündet. Noch war nichts von ihnen selbst zu sehen, doch ihr Licht schien hell für die Tatalii, deren Augen sich schon so an die fast völlige Dunkelheit gewöhnt hatten. Sie krochen vorsichtig näher. Ihre Schmerzen und die Müdigkeit waren mit einem mal einem Gefühl der Aufregung gewichen, irgendwo zwischen Freude und Angst. Wer konnte es sein, der in den großen Sumpf eingedrungen war? Die Anspannung wurde fast greifbar und nur mit Mühe zwangen sich die Männer zur Ruhe. Jede unüberlegte Bewegung konnte sie womöglich verraten. Niemand wusste, wie hellhörig die Fremden waren oder was sie im Schilde führten. Der Jäger, der sie hergeführt hatte, war mit dem ältesten Krieger nach vorne geschlichen, so dass er die Schemen der fremden vor dem flackernden Feuer erkennen konnte. er wandte sich an den Mann, der neben ihm flach auf dem Bauch lag. So leise, dass selbst dieser, der nur eine Handbreit von ihm entfernt lag, es eher erahnen als wirklich hören konnte, hauchte er: "Das sind sie."

Weit entfernt von der Lagerstätte der Eindringlinge sahen Bron Boro und die Hexen in den Nachthimmel. Seine Kehle war so trocken, dass er kaum einen Ton herausbrachte. Ganz aus Gewohnheit führte er die Flasche an die Lippen, die an seinem Gürtel hing, doch nur kümmerliche Feuchtigkeit, kaum mehr als ein Tropfen, kam heraus. Er konnte kaum fassen, was er dort sah. Etwas in ihm weigerte sich, es zu akzeptieren. Es war nicht viel, fast kümmerlich wenig, aber ganz zweifellos war es da, wo eigentlich nur der Nachthimmel sein sollte. und alle, die die Geister sehen konnten, hatten es deutlich vor Augen. Die Worte kamen tonlos von seinen Lippen: "Roter Nebel."
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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyMi 13 Feb - 17:41

Meinen tiefsten Respekt für die Geschichte... fesselt mich und bannt mich jedes mal!
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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyDo 14 Feb - 23:28

Ich werfe auch mal stillschweigend meine Begeisterung für deine Story aus, werter Schamane. Hat mir nicht nur eine Zigarettenpause/S-Bahnfahrt sehr versüßt. Phänomenal und mit sehr schönem Stil geschrieben...
Und nachdem du momentan vor Kreativität über zu schäumen scheinst freu ich mich wieder eine Fortsetzung zu lesen cheers

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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptySa 16 Feb - 23:25

Langsam krochen die beiden Männer näher. Im Schein des Feuers erkannten sie mindestens zwei Dutzend Gestalten. Ihre Gesichter konnten sie nicht erkennen, aber sie waren groß, geradezu riesig. Und sie schienen sich nur wenig Mühe zu geben, leise zu sein. Sie unterhielten sich in einer fremdartigen, groben Sprache, mit dunklen und harten Stimmen.

Plötzlich zuckte einer der beiden Tatalii fast unmerklich zusammen. Er begann sich rückwärts kriechend zurückzuziehen. Sein Kamerad warf ihm im dunkeln einen zweifelnden Blick nach, erstaunt und ein wenig erschrocken über den fast schon hastigen Rückzug des Mannes, der es als erfahrener Jäger eigentlich besser hätte wissen müssen. Er blickte nervös zurück auf die Fremden, doch diese schienen nichts von den heimlichen Beobachtern bemerkt zu haben.
Langsam und vorsichtig schob auch er seinen Körper wieder zurück hinter die Büsche und außer Sicht, dann machte er sich geduckt auf den Weg zurück, dorthin, wo er seine Männer zurückgelassen hatte.
Als er sie fand, wandte er sich mit einem Schnauben an den Jäger und sah ihn mit fragendem Blick an. Der andere schlug schuldbewusst die Augen nieder. Er hatte den Blick des älteren Kriegers wohl nur erahnen können in der Finsternis, doch das kurze missfällige Geräusch, das er gemacht hatte, war mehr als deutlich gewesen. Doch dann flüsterte er: "Glanz. Feuerglanz auf einer Axt." Dabei strich er mit der Hand über den Steinernen Kopf seiner eigenen Axt. Als er erkannte, dass er damit die Aufmerksamkeit der anderen geweckt hatte, fuhr er fort: "Hab Ausschau gehalten. Viel Glanz, auf Hemden, Waffen. Schilden." Seine Stimme war fast tonlos. Die anderen nickten bedächtig. "Glanzstein, Sonnenstein." hauchte einer. Wieder nickten die anderen. "Bronze. Vielleicht sogar Eisen."
Der Anführer sog nachdenklich die Luft ein, was fast lauter war, als die Unterhaltung. Dann klopfte er sich zweimal leise mit der flachen Hand auf den Brustkasten und wandte sich in Richtung des Dorfes. Die anderen folgten ihm wortlos und der lange, anstrengende Weg zurück begann.


Zuletzt von Bron Boro am Di 2 Apr - 11:54 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyDi 19 Feb - 21:35

Das erste Licht des Tages troff widerstrebend durch den grauen Schleier, der den Himmel über Tatalia immernoch umschloss, wie eine Staubschicht. Als der kleine Trupp endlich die Baumgrenze hinter sich gelassen hatte, atmeten die Männer innerlich auf. Der Boden verbarg sich unter einer weißgrauen Nebeldecke, doch sie den Weg zu dem kleinen, mit Holzstöcken gelegten Pfad mit schlafwandlerischer Sicherheit.

Erschöpft kamen sie an dem Tor an, nur wenige Augenblicke, nachdem neue Krieger dort die Wache übernommen hatten und noch dabei waren, sich den Schlaf aus den Augen zu wischen.

Die Zurückgekehrten schlurften schweigsam zu ihren Hütten. Nur einer, der Anführer des Trupps, schickte sich an, seinem Herrn zu berichten, was er herausgefunden hatte. Die Ratshalle war ein mit Schilf gedecktes, robustes Blockhaus, das auf schweren Pfosten ruhte, die tief im morastigen Boden steckten. Das zwei Banner prangten vor dem, mit einem dunkelroten Vorhang aus dickem, verfilzten Stoff verhängten Eingang.
Das eine zeigte die Hydra, das neunköpfige Banner, Hoheitszeichen des Tralosk von Tatalia. Das andere war das persönliche Banner des Herrn dieses Dorfes: Ein Wyvern, ein zweibeiniges geflügeltes Wesen mit schlangenartigem Leib und einem dicken Drachenkopf. Das Wappentier breitete die Flügel zu einem unvollkommenm Kreis, den Schädel am Ende des gebogenen Halses fast auf die Körpermitte hinabgesenkt.

Der Mann schnürte mit fahrigen Fingern seine schlammigen Schuhe auf, ehe er den Vorhang zur Seite schob, um ohne vorher noch einmal den Boden draußen mit den Füßen berühren zu müssen direkt in die Ratshalle treten zu können.
Sein Körper war müde von der langen, anstrengenden Wanderung, doch sein überreizter Geist nahm alles mit einer außerordentlichen Schärfe war, die nur von der Aufregung stammen konnte.

Der Raum war ringsum mit Lederhäuten und gewebten Tüchern behängt, die alle Geräusche abdämpften.
In der Mitte breitete sich die säuberlich gegerbte Haut eines riesigen Repitls aus. Aus Holz geschnitzte Schlangen, bäumten sich teilweise mannshoch entlang der Wand auf, viele mit bunt glänzenden Steinen in den Augenhöhlen, in denen sich das Licht der schwachen Talgkerzen spiegelte, die in steinernen Schälchen zwischen ihnen standen. Um jede Brandgefahr so weit wie möglich zu abzuwenden, lag jede dieser kleinen Schalen in einer größeren, mit Wasser gefüllten Schale. Der Geruch nach Räucherwerk lag schwer in der Luft, um Insekten und Kriechtiere aus dem Raum fernzuhalten. Am Ende des Raumes stand bereits vollständig angekleidet der Herr dieser Halle.

Da er fast dreißig kampffähige Männer befehligte, durfte Wystan sich Graf nennen. Er war nicht viel größer als die meisten Tatalii, mit dunklen, zotteligen Haaren, dunklen Augen und heller Haut. Ein Bartschatten lag über seinem stolzen Gesicht.

Seine Kleidung bestand aus dem typischen, grauen, weichen Tuch, in das sich viele hochrangige Tatalii hüllten, darüber trug er einen Überwurf aus dickem, rauhen Stoff und schließlich eine Rüstung aus vernähtem Echsenleder.

Der Krieger neigte hastig den Kopf. Als Wystan ungeduldig knurrte erzählte er rasch, was er gesehen hatte. Der Graf hörte sich den Bericht ausdruckslos an. Als sein Kundschafter geendet hatte, murmelte er nachdenklich: "Metallwaffen also... und Rüstungen. Die Hexe sagt, sie und all die anderen haben den Roten Nebel gesehen. Das heißt... es könnten Krulodt sein..." Nur für einen Augenblick war er still, dann wandte er sich an seinen Krieger: "Wohin sind sie unterwegs, wie weit kommen sie?" Der Angesprochene hob die Hand zum Mund und strich sich über den Bart, während er nachdachte. "Wenn sie nicht hüfttief waten wollen, dann haben sie nur zwei Wege. Und sie müssen sich..." Er zeichnete mit dem Zeigefinger eine Linie in die Luft, während er angestrengt nachdachte. "...aus Richtung Norden herbewegt haben. Dann gehen sie jetzt nach Südwesten, erstmal. Sie werden jetzt auf Höhe des klaren Sees sein, einen Bruchteil eines Tagesmarsches nordwestlich von hier. Bischen mehr Norden als Westen."

Wystan ging zu dem holzgeschnitzten Thron und ließ sich schwer nieder. "Weis eine neue Truppe ein. Sie sollen mir sagen, wie schnell sich die Eindringlinge bewegen. Dann geh schlafen." Der Mann verließ den Raum. Wystan senkte den Blick zum Boden. Wäre noch jemand hiergewesen, er hätte regelrecht sehen können, wie es hinter der Stirn des adligen Tatalii arbeitete. In seinem Gebiet trieb sich eine regelrechte Armee von Fremden herum. Und was die Hexen ihm erzählt hatten, klang alles andere als beruhigend. Vielleicht war es eine gute Fügung, dass er ihnen sein Dorf für ihren Rat zur Verfügung gestellt hatte. Jetzt konnte er die Hilfe der Geister möglicherweise gut gebrauchen.


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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyMi 27 Feb - 2:40

Dazrak Zwergenschlächter biss einen großen Klumpen aus dem gebratenen Tier heraus und kaute mit offenem Mund. Seit einer verfluchten Woche irrten sie jetzt in diesem stinkenden Sumpfloch herum. Sie waren mit einer Horde in das Land der Blautfratzen eingefallen und hatten ein paar Gehöfte und kleine Dörfer geplündert, doch dann war es ihm zu heiß geworden. Häuptling Gragatt war ein verdammter Haufen Wildschweinscheiße, wenn es ums Planen ging und so saßen sie irgendwann mitten im Gebiet der Menschlinge, ohne einen Weg raus und mit einer riesigen Meute dieser blärrenden Schreimenschen auf den Fersen.
Gegen ein kleines Massaker hatte Dazrak nichts einzuwenden, aber wenn man selber derjenige war, der massakriert werden sollte, dann hörte der Spaß auf. Also hatte er sich mit einem guten Teil der Beute und ein paar Jungs abgesetzt.
Die Blaufratzen würden sich weiter mit Gragatt und seiner Horde beschäftigen und Dazrak könnte sich ganz in Ruhe absetzen und sich mit der Beute ein paar Tage durchfressen und dann wieder plündern gehen. Natürlich funktionierte sowas nicht auf dem platten Land, wo man ihn und seine Jungs sehen konnte, wenn sie noch nichtmal in Schussweite eines Langbogens wären. Da sahen diese Sümpfe eigentlich wie ein ganz passables Versteck aus. Nur war er sich inzwischen sicher, dass sie sich verirrt hatten, denn so groß konnte dieses blöde Sumpfloch doch garnicht sein! Sie hätten schon vor Tagen hier durch sein müssen! Aber seit sie in diesen dichten Nebel gekommen waren, ging irgendwie alles schief. Sie hatten einen großen Stein gefunden, der behauen worden war und ab da fanden sie auch da und dort Spuren von Leuten... einmal eine Hängebrücke, Überreste von einem Lagerfeuer, ein paar Trampelpfade, die sich aber schnell wieder im Unterholz verloren. Aber niemanden, der das Zeug hier hinterlassen haben könnte.

Allmählich ging Dazrak auf, dass hier irgenwas nicht ganz richtig war. An sich ein hübscher Ort: immer schön düster, eine kalte Sonne steckte hinter einem grauen Wolkenbrei und die Bäume hielten sogar dieses bisschen Licht weitgehend ab, so dass seine Jungs auch am hellichten Tag gut voran kamen und nicht geblendet wurden. Allerdings waren von seinen Jungs nur noch zwanzig und eine Hand voll übrig, nachem ein paar im Sumpf abgesoffen waren, er zwei oder drei erschlagen hatte, weil sie ihm auf die Nerven gegangen waren und ein paar krepiert waren, weil sie irgendwas falsches gegessen hatten. Und vor allem gabs hier nichts zum Plündern und das Viechzeug war auch nicht gerade gute Jagdbeute. Überall nur Schlangen, Kröten und Eidechsen. Und Vögel. Dieses gekrächze ging Dazrak inzwischen fast so sehr auf die Nerven, wie diese weinerlichen Missgeburten aus seiner Truppe, die er kürzlich mit ein paar gezielten Axthieben zum schweigen bringen musste. Nur, dass sich diese miesen Krächzer immer schön aus der Reichweite seiner Axt heraushielten.
Das beste Fleisch, dass er seit langem zwischen den Zähnen hatte, waren die gut durchgebratenen Reste dieser unfähigen Trottel... er überlegte sich, ob es nicht an der Zeit wäre, wieder einen der Jungs einen Kopf kürzer zu machen, aber dann rief er sich in Erinnerung, dass er die Jungs vielleicht noch brauchen würde. Essen konnte er immernoch einen, wenn er wirklich hungrig wäre und noch war es nicht so weit.

Irgendwie hatte Dazrak inzwischen auch das Gefühl, dass er und seine Krieger beobachtet wurden. Noch hatte sich ihnen niemand gezeigt, aber er war sich sicher, dass da was war. Einmal hatte er was aus dem Augenwinkel gesehen, aber als er sich umgedreht hatte, war da nur Unterholz gewesen. Also wer auch immer sie hier beobachtete, wusste, wie man sich versteckt. Aber das würde ihnen auch nichts nutzen. Entweder würde Dazrak auf ihr Lager treffen und die Typen dann kalt machen, oder er würde endlich aus dieser Ansammlung von Bäumen und Schlamm rausfinden und dann konnten die gerne weiter im Dreck herumkriechen.


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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptySo 10 März - 14:44

Erneut kehrte Bron Boro zurück in das kleine Dorf. Die Hexen hatten sich in alle Windrichtungen zerstreut, aber anders als sonst war keine Normalität in die eingefriedete Ansammlung von Hütten eingekehrt.

Ein Gewirr von Stimmen hallte von den Bäumen und im Nebel, unbemerkt von den Bewohnern der Siedlung. Die Geister waren in heller Aufruhr ob der Anspannung der Menschen und die rötlich schimmernden Funken wilder Furien tanzten über ihren Köpfen. Das Versprechen nach ungezügelter Gewalt funkelte in ihren hellen und gleichzeitig rauen Stimmen.

Angespannt richtete der Geistseher seinen Blick über die Baumwipfel. Noch immer zogen sich Schlieren roten Nebels über den Himmel, wie blutgetränkter Dampf, der aus dem Urwald aufstieg.

Als er endlich zu Wystan vorgelassen wurde, blickte er demütig zu Boden, ehe er dem Grafen in die Augen blickte. "Der Tralosk erhebt keinerlei Ansprüche." sagte er leise und der Herr des Dorfes lächelte triumphierend. Dann richtete er seinen fragenden Blick auf einen anderen Mann, der neben einem kleinen, grob gezimmerten Tisch stand. Der nickte. "Alle sind bereit. Sie bewegen sich entlang dem Pfad, wenn sie nicht umgekehrt sind oder in den tiefen Sumpf marschieren, dann finden wir sie innerhalb von einem Tag."

Wystan griff nach seiner Kriegskeule und blickte auf den Geistseher. "Ruf den Segen der Geister, Bote des Tralosk, wir brechen auf!"
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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyDo 28 März - 12:52

Dazrak und seine Gruppe kämpfte sich weiter durch das sumpfige Gelände. Sie waren an einen breiten Fluss gelangt. Die Strömung war nicht stark, aber der Wasser tief und in ihren Kettenhemden und mit der Beute beladen war nicht daran zu denken, hindurchzuschwimmen. Also kehrten sie wieder um, weg vom Ufer und immer dem am wenigsten unzugänglichen Weg folgend. Schließlich nutzten sie ihre Streitäxte, um sich durch das gröbste Buschwerk durchzuhauen. Dennoch kamen sie viel zu langsam voran. Sie mussten im Kreis gegangen sein. Anders konnte er es sich nicht erklären, dass sie noch immer in diesem Morastloch feststeckten. Aber ihm kam nichts bekannt vor. Natürlich sah alles gleich aus, Matsch, Bäume, Nebel. Aber sie hätten doch Spuren von ihrem Lager finden müssen! Er hatte begonnen, Kerben in die Bäume zu schlagen, damit er sofort bemerken würde, wenn sie wieder an der selben Stelle vorbeikämen.

Das ewige, stumpfsinnige Stapfen und das ständige Gezirpe und Gezwitscher in der Luft machten ihn schier wahnsinnig. Er spürte den Drang irgendjemanden zu erschlagen. Sein Blick wanderte vom matschigen Boden zu den tiefhängenden Ästen und wieder zurück, um ja auch kein Hindernis zu übersehen.

Mit einem Mal durchbrach ein jäher Lärm die Szenerie. Er sah sich um und bemerkte ein Getümmel etwas rechts von ihm zwischen den Bäumen. Er und einige seiner Krieger rissen die Äxte heraus und eilten zu der Stelle. Kaum, dass sie zwischen den Bäumen hindurchbrachen, sahen sie nur noch ein paar Gestalten zwischen den Bäumen verschwinden. Ein bulliger Kerl kämpfte sich vom morastigen Boden hoch. Er war völlig schlammverschmiert und Blut quoll aus seiner Nase, doch schien er ansonsten unverletzt.

"Was war'n das?" schnaubte er den Krieger an. Der andere wischte sich den Dreck aus dem Gesicht und blinzelte, während er heftig nach Luft schnappte. "Die kamen aus dem Gebüsch, wie die Käfer! Waren plötzlich über mir und ham auf mich eingeprügelt!" Dazrak stieß ein Grunzen aus und wollte etwas sagen, als von der anderen Seite erneut plötzlicher Lärm losbrach.
Er und seine Leute stürmten sofort dorthin, doch bis sie endlich durch das Dickicht gebrochen kamen, fanden sie nur zwei ihrer eigenen Leute vor, die sich daran machten, einigen zerlumpten Burschen hinterher zu laufen. Ihr Anführer ließt einen wütenden Schrei ertönen. "Bleibt gefälligst da! Ich will wissen, was da los ist!" Die Krieger blieben wie vom Blitz getroffen stehen, als sie Gazraks Stimme hörten.
Sie wandten sich zu ihm um. "Also, wirds bald?" bellte er.
Sie sahen sich an, dann begann einer von ihnen: "Als ihr los seid, als der Lärm da drüben losging, da haben wir geschaut, dass wir aufschließen und da kamen so ein paar Figuren aus dem Buschwerk gesprungen und ham uns angegriffen." "Was sind das für Gestalten? Ich seh immer nur ihre verdammten Hinterköppe!" "Ich glaub, das sind Menschen." murmelte der andere Krieger. "Sie ham uns von allen Seiten angegriffen und als du un die annern gekommen sin, das sin se abgehau'n." Dazrak sog tief die Luft ein. "Ham uns die Blaufratzen doch gefunden..." "Ne, Dazrak, das sin' keine Blaufratz'n. Die ham nur Schlamm im Gesicht. Und die hau'n nur mit... Stöck'n."

Brag, ein alter Veteran, gesellte sich zu dem Trupp hinzu, die anderen Krieger im Schlepptau. "Das sind wirklich keine Blaufratzen. Die hier sind anders. Sie stellen sich nicht, Dazrak. Die warten, bis sich ei oder zwei von uns von der Gruppe getrennt haben, dann schlagen sie los und verziehen sich wieder, ehe Hilfe da ist." Dazrak fluchte und hieb seine Streitaxt in einen Baum. Lieber hätte er seinen Frust an etwas ausgelassen, was geschrien und gestorben wäre, aber er konnte jetzt keinen seiner Leute wegen so etwas opfern. "Und sie haben... Stöcke?" Der angesprochene nickte und auch das schlammverschmierte Opfer des ersten Angriffs stimmte zu. "Ja, der mich getroffen hat, das war 'n Stein an 'nem Stock, glaub ich." "Das erklärt, warum diese dummen Schweine noch leben." zischte Brag. "Wenn diese Menschen hier nur mit Steinen und Stöcken kämpfen, dann können die gegen unsere Eisenrüstungen kaum was machen."
"Gut." murmelte der Anführer des Trupps. "Wenn 'se uns nur angreifen, wenn sich ein paar von euch miesen Ratten vom Rest trennen, dann bleiben wa eben zusammen! Also passt auf, dass ihr einen Pulk bildets und weiter!"
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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptySo 31 März - 23:49

Der Trupp setzte sich wieder in Bewegung. Obwohl Dazrak sie immer wieder zusammenrief, streckte sich der Zug immer wieder aus. Das Land selbst schien sie regelrecht auseinanderzutreiben. Er hatte inzwischen jedes Gefühl für Zeit verloren und drei weitere Male hatten die Einwohner dieses Landes sie angegriffen. Sie hatten nie wirklichen Schaden angerichtet, aber für seine Leute war es entnerfend, dass sich diese miesen Feiglinge nie stellen wollten. Sie kamen aus dem Nichts, hieben mit ihren Knüppeln und Keulen zu und rannten weg, sobald sie auf Widerstand stießen. Und Dazraks Leute schafften es einfach nicht, endlich einen der Kerle nieder zu machen. Die Angreifer waren immer in der Überzahl, sie grifen zu acht oder zu zehnt Gruppen von höchstens drei Kriegern an, die sich zu weit von den anderen entfernt hatten. Manchmal warfen diese komischen Sumpfleute auch einfach nur Steine. Sie in diesem Sumpf zu verfolgen war aussichtslos und Dazrak hatte seine Männer jedes Mal mit harter Stimme zurückgerufen, wenn sie hinterhersetzen wollten.

Und wieder schlugen die feindseligen Menschen zu. Gerade hatte seine kleine Schar einen schmalen Bach durchquert, er und die meisten seiner Krieger waren bereits herüber, nur ein paar waren noch am anderen Ufer und wollten sich gerade daran machen, herüber zu waten.

Ein rohes, kehliges Kriegsgeschrei kündigte sie an, doch es ließ sich nicht erahnen, wo es herkam, bis er die Sumpfleute vor Augen hatte.
Urplötzlich sprangen sie aus dem Nebel und endlich konnte Dazrak einmal einen Blick auf die Angreifer werfen. Menschen, weder besonders groß, noch besonders bullig, mit heller Haut, dunklen Augen und wirren, dunklen Haaren und dunklen Streifen einer schlampigen Kriegsbemalung. Sie mussten auf die Fremdlinge in ihrem Land gewartet haben, zusammengekauert im Buschwerk, verdeckt vom Nebel. Einer seiner Kämpfer wurde von einem rundgeschliffenen Felsbroken am Ende eines armdicken Stieles im Gesicht getroffen, ehe er auch nur seine Axt heben konnte.

Dazrak riss seine Waffe empor und rief zum Angriff. Er wandte den Kopf und sah, wie die, die noch jenseits des Baches gewartet hatten sich umwandten, und mit erhobenen Waffen in den Nebel stürzten. Dazrak fluchte. Offenbar wurden sie auch angegriffen. Ihre Gegner hatten sie in die Zange genommen und er konnte seinen Jungs da drüben nun nicht im Zaum halten.

Die Wucht des Angriffes überraschte ihn. Er sah einen seiner Kämpfer, der unter der Last von mindestens sechs der Eingeborenen zusammenbrach. Sie hatten sich garnicht die Mühe gemacht, ihn mit ihren Keulen anzugreien, sondern sich einfach auf ihn gestürtzt und mit ihrem Körpergewicht zu Fall gebracht. Bleiche Menschenhände griffen nach dem stählernen Helm und rissen ihn vom Kopf des sich mit aller Kraft aufbäumenden Kriegers.
Seine restlichen Mitstreiter waren nur mit je zwei oder drei Gegnern beschäftigt, die sie umkreisten und immer wieder zuschlugen. eine Hand voll war wohl schon verletzt oder sogar gefallen, aber nachdem sie sich ein wenig gesammelt hatten, trieben sie die Angreifer mit wuchtigen Schlägen zurück. Nur der eine, den sie zu Fall gebracht hatten, würde wohl nicht mehr aufstehen: Gerade fuhr die Hand eines Eingeborenen herunter, nur einen faustgroßen Felsen umklammert. Drei, viermal schmetterte er den Stein auf den ungeschützten Kopf, der schließlich hörbar brach.

Dazrak fuhr erneut herum und ließ seine Axt in einem wilden Rundumschlag kreisen. Er hörte gedämpft einen Schmerzensschrei und sah, wie ein Feind zu Boden ging. Er hob seine Axt erneut, um auf den nächsten Gegner loszugehen, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung sah. Er hob den Arm und der simple Holzknüppel prallte wirkungslos gegen seine Armschiene.
Er warf sich gegen den Angreifer und rammte ihm die gepanzerte Schulter gegen den Kopf. Als der Mann zusammensackte, versetzte er ihm noch einen Tritt, der ihn vollends zu Boden schickte. Er hob erneut die Axt, doch ein ungewohntes Gewicht hing daran. Zwei Fäuste hielten den Stiel umklammert. Dazrak riss mit beiden Händen die Waffe hoch und der Mann, der versucht hatte, sie fest zu halten, wurde wie eine Puppe in den nächsten Busch geschleudert. Dazrak bemerkte, dass seine Feinde sich schon wieder zurückzogen.
Er wich einer geworenen Keule aus, riss den Kopf herum, doch der Werfer verschwand im Busch. Als er sich wieder umwandte, verschwand ein anderer der Eingeborenen mit seinem verwundeten Kameraden über der Schulter zwischen den Nebelschwaden.

Dazrak schrie triumphierend auf und hob die Axt und seine Kämpfer sammelten sich um ihn. Das sollte es gewesen sein? Diesmal würde er sie nicht davon kommen lassen! Noch sah er ihre Bewegungen im Nebel. Er stürzte den fliehenden Menschen hinter.
Unter seinen Stiefeln brachen Äste und Zweige, als er sich erbarmungslos seinen Weg durch den Wald bahnte. Das Gelände war hier nicht wirklich eben, aber deutlich besser gangbar, als bei allen Überällen bisher. Das war eine einmalige Gelegenheit, seine Gegner endlich einmal einzuholen und ihnen eine Lektion zu erteilen. Eine Lektion, wie sich eine Streitaxt am Schädel anfühlte!

Dann hatte er sie eingeholt. Am Ende der Lichtung hatten sie so etwas wie einen Schildwall gebildet, aber mit ihren lächerlichen, kleinen Schildchen und Keulen würden sie ihm und den Seinen nie standhalten. Er hielt geradewegs auf sie zu. Es waren vielleicht zehn Gegner, die sich da gesammelt hatten. Der Rest musste noch verwundet am Ufer des flusses liegen oder hatte sich irgendwo in die Büsche geschlagen.
Gerade, als er den Wall erreichte, fielen diese miesen Ratten schon wieder zurück. Aber nur wenige Schritte, dann blieben sie eng zusammengedrängt stehen und stämmten sich gegen die anstürmende Lawine aus Stahl und Wut. Es würde nicht lange dauern, bis sie darunter zusammenbrächen. Doch dann geschah etwas.
Dazrak hörte Schmerzensschreie, die nicht von den Feinden stammten. An ihren beiden Seiten waren erneut Krieger aufgetaucht, die sich in die Reihen seiner Leute warfen. Sie wurden zusammengedrängt. Eine Falle! Es war eine verdammte Falle! Es war zu eng, die meisten seiner Männer konnten kaum ihre Äxte schwingen, so wie sie in dem schmalen Waldstreifen plötzlich zusammengepresst wurden.
Ein kehliger Schrei ertönte und die Männer, die unter dem Sturmangriff niedergetrampelt hätten werden müssen, warfen sich nach vorne.

"Nch vorn! Brecht durch! Brecht durch!" Doch seine Leute hörten nicht mehr auf seinen Befehl. Jeder Kämpfte für sich allein. Ihre Gegner hatten sie nur wenig mit den Keulen angegriffen. Die, die ihnen in die Flanke gefallen waren, hatten sich hauptsächlich auf große Holzschilde verlassen, viel größere, als die anderen Krieger trugen und mit denen sie Dazraks Leute hauptsächlich vor sich her schoben. Aus den hinteren Reihen stürtzten sich andere, die teiweise nur große Hämmer mit fast kopfgroßen Steinköpfen trugen, in die Reihen der Eindringlinge. Sie kletterten regelrecht über die Schultern der Schildträger hinweg und sprangen von oben in die zusammengedrängte Masse.

Dazrak brüllte voller Zorn und kämpfte sich frei. Sein Panzerhandschuh zerschmetterte den Kiefer eines seiner eigenen Leute, der ihm im Weg stand, dann hob er die Streitaxt und zerschlug den Holzschild seines Gegners. Ein weiterer Axthieb und er sah endlich Land vor sich. Vereinzelt sah er Krieger, die dem Gemetzel ebenfalls entgangen waren und er stürmte los in die Richtung, aus der er gekommen sein musste. Erstmal weg hier und dann würde sich schon ein Weg finden.


Zuletzt von Bron Boro am Di 2 Apr - 12:00 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyMo 1 Apr - 1:20

Coole Story!
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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyMo 1 Apr - 20:05

Bron stand neben Wystan und stützte sich auf seinen Stab. Fasziniert beobachtete er, wie die Krulodt in die Falle liefen. Sie stürmten auf die Krieger los, die sich am Ende der kleinen Lichtung gesammelt hatten, dann sprangen die Schildträger aus ihren Verstecken und rannten ihnen in die Seiten. Große Stahl- und Eisenäxte nutzten nichts, wenn man keinen Raum hatte, sie zu schwingen. In ihrer Überraschung merkten die Eindringlinge nichtmal, dass sie zahlenmäßig immernoch überlegen waren. Sie wurden zusammengedrängt und ihr Angriff verlor jede Wucht, während die Tatalii sich auf sie stürzten.
Die Krulodt in den hinteren Rängen stürtzten weiter nach vorne, die, die vorne kämpften, versuchten zurückzuweichen. Die Krieger in der Mitte wurden so zusammengequetscht, dass sie anfingen, ihre eigenen Leute anzugreifen, um sich Luft zu verschaffen. Die Gruppe schrumpfte immer weiter.
Er wollte Wystan zu seinem Sieg gratulieren, doch da bemerkte er die Anspannung im Gesicht des Adligen. Er folgte seinem Blick und sah, wie sich der größte Krulodt seinen Weg durch das Getümmel bahnte. Mit der Kraft von drei Männern riss das Ungetüm ein Loch in den Schildwall und brach aus. Tatalii wollten sich ihm in den Weg stellen, doch er rannte sie nieder, wie ein zorniger Basilisk über einen kranken Strauch. Sie wurden einfach zu Boden geschleudert und mit einer handvoll seiner Leute rannte er blindlings in den Urwald.
Wystan hob seine Keule.
Der Schamane nickte und hob die hohle Hand, in der noch immer der krötenartige Mephit saß. Das Wesen zischte und gurrte und Bron sprach leise, aber eindringlich auf ihn ein. Ein Kribbeln lief durch seine Hand, als der Geist aufstand und sich auf den Weg machte. Er sprang in die Keule, streifte wie ein grauer Schleier über den Stiel und legte sich über den geschliffenen Steinkopf. Für die anderen unsichtbar, aber für den Sohn Bors' deutlich zu sehen, pulsierte die Macht des Geistes von Innen heraus in dem polierten Stein.
Dann gingen die beiden hinunter in die Senke. Wystan, um seine Männer zu sammeln und die Verfolgung der Fremden aufzunehmen, Bron Boro, um sich um die Verwundeten zu kümmern.
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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyDi 2 Apr - 0:34

Irgendwie war es Dazrak gelungen, die Verfolger abzuschütteln. Er hielt inne, um seine Leute zu zählen... noch fünf. Knurrend befahl er ihnen, sich wieder in Bewegung zu setzen und keiner wagte es, ihm zu widersprechen. Doch in ihren Augen sah er, dass sie ihm die Schuld gaben. Wenn sie hier heraus kamen, würde er seine Authorität neu beweisen müssen, aber dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.
Er trieb sie weiter an, bis er endlich wieder an den Fluss kam. Dort fand er tatsächlich Drag und eine Hand voll weiterer Krieger vor.
"Wo verdammt nochmal wart ihr?" schnauzte er den alten, vernarbten Veteranen an. Dieser spuckte unbeeindruckt ins Wasser. "Pah. Sie haben uns von hinten angegriffen. Dachten wir zumindest. Also sind die Jungs auf sie los gegangen. Nur war das überhaupt kein richtiger Angriff. Da waren nur zwei von den Sumpfratten, die mit Steinen geworfen und gebrüllt haben, wie, eine Rotte besoffener Zwerge. Die ham uns nur weggelockt. Wir sind wie die Vollidioten hinterhergerannt. Die ham uns schön an der Nase herumgeführt. Einer der Jungs ist prompt in ein Wasserloch gefallen und abgesoffen. War nicht mehr dran zu denken, ihn rauszufischen. Die zwei Mistkäfer ham wir auch nicht bekommen. Schöne Scheiße."
Dazrak beäugte den Alten misstrauisch. Schon möglich, dass die anderen auf diesen Trick reingefallen waren, aber Drag war zu schlau für sowas. Eigentlich war Drag allgemein viel zu schlau für Dazraks Geschmack. Wenn der alte, zähe Knochen nicht so verdammt nützlich wäre, hätte er ihn schon längst abgemurkst. Er erinnerte sich auch, dass Drag als erster gesagt hatte, dass es sinnlos war, den kleinen Sumpfleuten hinterher zu hetzen. Also log dieser Kerl ihm gerade ins Gesicht. Aber auch darum konnte er sich jetzt nicht kümmern. Sie mussten erstmal hier raus und zwar schnell.

"Wo sin'n die annern?" fragte Drag, während er mit zusammengekniffenen Augen das kleine Häuflein musterte, über das Dazrak jetzt noch verfügte. Der größere, jüngere Krieger warf seinem alten Mitstreiter einen missbilligenden Blick zu. "Da, wo du auch gleich hinwanderst, wenn du nicht die Schnauze hältst!" fuhr er ihn an und setzte sich in Bewegung. Die anderen folgten ihm murrend.
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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyDi 2 Apr - 12:28

Die beiden Hexen saßen voreinander auf dem Teppich aus geflochtenem Bast und murmelten leise vor sich hin. Natürlich hatte Wystan nicht verlangt, dass sie ihm halfen, aber nachdem er sie für den Rat beherbergt hatte, war es nur gut und gerecht, dass sie ihm ihre Unterstützung anboten und so hatten die älteren Hexen den beiden nahegelegt, dass sie dem Adligen zur Seite stehen würden. Die anderen hatten sich indes aufgemacht, um weiter zu erkunden, woher die seltsamen Veränderungen kamen, die in letzter Zeit sogar für die einfachen Leute erfahrbar geworden waren.

Außer den zwei Hexen hatte sich einer der Hexenmänner, ein Vasall des Königs, bereit erklärt, Wystan beizustehen, aber den hatte er gleich bei sich behalten und nun nicht mitgebracht.

Die Frauen richteten ihre Gedanken mit aller Macht auf den roten Nebel und ihre Lider zuckten vor Anstrengung. Das ärgerliche an den Schlieren aus Hass und Blutdurst war, dass sie nur aus großer Entfernung gut zu sehen waren. Die zahllosen kleinen Geister verschwammen mit ihrer Umwelt, sobald man ihnen nahe kam. Doch nach einiger Zeit war es ihnen gelungen, die Spur zu lesen.

"Dort." meinte die junge Hexe mit den rabenschwarzen Haaren und bohrte mit dem langen, schlanken Finger ein Loch in den Nebel. Wystan blickte in die gedeutete Richtung. "Wo genau?" fragte er tonlos. Die Hexe blickte mit verkniffenem Gesicht in die Richtung, legte dann den Kopf schief und lauschte. Die andere fischte mit spitzen Fingern einen Käfer aus den Falten ihrer Felljacke und betrachtete ihn, ehe sie ihn behutsam absetzte und mit einem Schnippen irgendwo ins Buschwerk beförderte. "Genau kann man nicht sagen" zischte sie. "Aber... sie sind nicht weit. Der Nebel sagt, dass sie erst vor kurzem hier waren und sie bewegen sich langsam durch das Dickicht. Ihr könnt sie einholen, wenn ihr euch beeilt."

Wystan nickte und gab seinen Leuten einen Wink. Jetzt war es an der Zeit, ihnen den Todesstoß zu versetzen.

Nicht weit entfernt beugte sich Bron Boro über den letzten Krieger, der noch am Boden lag. Sein Arm war gebrochen und eine blutige Wunde zog sich über die halbe Länge. Der Knochen stag aus dem zerfetzten Fleisch, doch der Mann schrie nicht. Sein Gesicht zuckte vor Schmerz und Bron sah Feuchtigkeit zwischen den geschlossenen Lidern hervorquellen, doch er schrie nicht. Der Schamane ließ sich nieder und blickte sich um. Er ignorierte einen sprunghaften Geist, der um ihn herumschwirrte und suchte nach einem passenderen Helfer. Dann sah er schließlich einen, der der Aufgabe gewachsen schien.
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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyDi 2 Apr - 23:43

Dazrak und seine Plünderer stampften über den schlammigen Boden. Zwei mal schon hatten sie umkehren müssen, weil ein breiter, tiefer Fluss ihnen den Weg versperrt hatte. Mit jedem Schritt versank er tiefer im Morast, bald reichte er ihm bis über die Knie. Drag lachte schnaufend. "Was gibts da zu lachen?" brauste Dazrak auf. "Jetz' verstehst du, warum die uns immer gefunden haben." Der Anführer der Gruppe blickte den Alten verwirrt an. Dieser lachte er noch einmal bitter auf. "Merkst dus nich'? Das war ein Weg! Hat nicht so ausgesehen, schon klar, aber wir haben immer den leichtesten Weg genommen. Links und rechts davon war nur der tiefe Matsch, Fluss, Teiche, Sumpflöcher. Wir hatten immer Boden unter den Füßen. Schlammigen Boden, das schon, aber Boden. Und die kennen die Gegend. Die wussten immer ganz genau, wo wir langgehen. Und darum konnten sie uns immer aus dem Hinterhalt angreifen."
Dazrak gab ein verächtliches Geräusch von sich. Am liebsten hätte er Drag den Schädel gespalten, aber es war die Mühe nicht wert. Vielleicht, wenn er wieder zu Atem käme. "Aber das ist gut." quasselte der Alte weiter. "Jetzt sind wir mitten im Sumpf. Jetzt müssen sie suchen." Und jetzt wusste Dazrak wieder, warum er Drag immer noch nicht den Hals umgedreht hatte. Aber seine Erleichterung hielt nur einen Moment vor. Der Nebel wallte zur Seite und spuckte Menschen aus, mit weit aufgerissenen Augen stürmten sie schweigend zwischen Büschen und Bäumen hervor wie Gespenster, dunkle und helle Streifen von Kriegsbemalung ließen ihre Gesichtszüge verschwimmen und das Geräusch ihrer Stiefel im morastigen Boden hallte wie aus weiter Ferne zu ihm. Warum nur sanken sie nicht so tief ein? "So viel... dazu." raunte er verächtlich über Drags Ausführungen, dann hob er die Axt.

Ein Krieger stürmte an ihm vorbei, doch wie aus dem Nichts tauchte ein Mann neben ihm auf und hieb ihm mit einer Knochenkeule in die ungeschützte Kniekehle. Als er einknickte, trat ein anderer Mensch dazu, eine kaum mehr als ein Spann lange Steinklinge in der Hand. Er drückte den Kopf seines Gegners zur Seite und rammte den rohen Stein zwischen den Helmrand und den Kragen der Rüstung.
Ein anderer von Dazraks Leuten wurde auf den Rücken Geworfen, als sich gleich zwei feindliche Kämpfer mit ihrem ganzen gewicht gegen ihn warfen. Sofort tauchten zwei weitere dieser Sumpfleute auf. Einer setzte den Fuß auf das Handgelenk der Hand, die die Axt umklammert hielt und drückte sie in den weichen Boden, während sie zu viert mit ihren Keulen auf den am Boden liegenden einschlugen.

Doch vor Dazrak wichen sie alle zurück. Er brüllte. Er wusste, dass er brüllte, doch er hörte sich selbst kaum. Wut, Verzweiflung, Hass und Erschöpfung machten ihn unempfänglich für alle Wahrnehmung. Er sah nur seine Feinde und versuchte mit aller Kraft, sie zu erreichen und sie seine Axt schmecken zu lassen, doch sie wichen ihm aus. Während seine Leute einer nach dem anderen niedergerissen und überwältigt wurden, ließen sie ihn ins Leere laufen. Dann sah er einen, der nicht zurückwich. Er hielt eine Keule mit einem geschliffenen Steinkopf locker in der Hand und trug eine Rüstung aus Echsenleder. Er blickte den Eindringling stolz und furchtlos an. Für einen Augenblick glaubte Dazrak, ein Pulsieren in dem dunklen Stein zu sehen.
Endlich einer, der nicht weglief. Er kämpfte sich durch den Morast.

Der Sumpfmensch hob die Waffe und zog einen ovalen Holzschild vom Rücken. Dazrak erkannte darauf eine Zeichnung, eine Art zweibeinigen Drachen. Endlich. Er schlug nach seinem Gegner, doch der Mann rammte den Schild nach vorne. Der Hieb hätte den Schild zerschmettert, hätte er ihn mit der Klinge getroffen, doch er hatte nur die Kante gegen den Stiel der Waffe gerammt. Dazrak prallte zurück und warf sich wieder nach vorne. Sein Hieb verfehlte seinen Gegner und riss ein Stück Holz aus einem Baum. Der Schwung des Hiebs riss ihn weiter und er zog die Waffe nach oben, doch erneut schaffte der andere es, ihm auszuweichen. Dazrak selbst entging einem Schlag mit der Keule nur knapp, brachte den Stiel seiner Axt quer vor seine Brust und warf sich auf seinen Gegner. Damit hatte dieser nicht gerechnet und so wurde er nach hinten geschleudert. Während er rücklings zu Boden ging, riss er seine Keule nach oben. Es donnerte ohrenbetäubend, als der Steinkopf auf den Axtstiel prallte und ihn regelrecht in zwei Teile riss.

Dazrak blickte verdutzt auf seinen alten, treuen Schädelspalter. Das verschaffte seinem Gegner die Zeit, aufzustehen, doch nicht mehr. Ein kürzerer Axtstiel würde Dazrak nicht aufhalten. Er ließ das lose Ende Fallen und packte seine Waffe knapp unter dem Kopf. Unhandlich, aber für den Moment würde es reichen. Erneut warf er sich auf den Menschen. Dieser schwang die Keule nach dem anstürmenden Riesen, doch Dazrak wusste, dass bei dieser Waffe etwas nicht mit rechten Dingen zuging und er würde sich nicht davon treffen lassen. Er riss den Oberkörper zur Seite und der Steinkopf verfehlte ihn, aber auch seine Axt ging durch die plötzliche Bewegung nicht ins Ziel.
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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyDo 4 Apr - 13:14

Der massige Körper des Krulodt war selbst wie eine Waffe. Unablässig warf er sich wie eine übergroße Faust nach vorne und schwang die nur viel zu kurze Axt wie einen übergroßen Faustkeil. Seine Ausdauer und Kraft waren gewaltig. Dennoch blieb Wystan ruhig. Er hatte noch nicht alle Trümphe auf den Tisch gelegt und das Monster hatte immerhin so viel Respekt vor der Steinkeule gelernt, dass er sich ein wenig Luft verschaffen konnte.
Er schwang seine Waffe und rammte dem Krulodt den Schildrand gegen den Kiefer, als dieser zur Seite wich, um dem Keulenschlag zu entgehen. Der Schlag schien ihm aber keine ernstfhaften Probleme zu bereiten und Wystan musste nun selbst sein ganzes Geschick aufwenden, um nicht niedergewalzt zu werden.
Es gelang ihm, sich etwas Raum zu verschaffen und sprang zwischen zwei großen Bäumen hindurch. Der riesige Krulodt brüllte vor Wut. Und Wystan verstand ihn. So seltsam sie klang, die Sprache des Wesens war der der Tatalii so ähnlich, dass er den mehr gebellten als gerufenen Fetzen verstehen konnte: "Bleib stehen, lass dich endlich erschlagen!" Wystan lächelte. Das Monster war völlig auf ihn fixiert, blickte nicht nach rechts und nicht nach links. Gerade setzte es an, sich wieder auf ihn zu stürzen, als der erste Tatali sich mit seinem ganzen Gewicht gegen seinen Rücken warf. Der Mann, obwohl ein gestandener Krieger, prallte regelrecht von dem Monster ab, während es selbst nur schwankte, doch da griff bereits der Nächste an und der Nächste. Sie hatten endlich den letzten der kleineren Krulodt erledigt und kamen nun ihrem Anführer zur Hilfe.

Wie ein umzingeltes Tier schlug der allein verbliebene Eindringling um sich, während sich Wystan leichtfüßig nährte. Er ließ den Schild fallen und griff seine Waffe mit beiden Händen, dann schmetterte er sie mit aller Kraft nach unten. Zum letzten Mal zuckte das Pulsieren in dem Steinkopf auf, dann krachte er auf den Fuß des Krulodt. Das tierhafte Gebrüll änderte sich kaum, doch die Kreatur wankte, als der zertrümmerte Stumpen unter dem Gewicht des massigen Körpers nachgab. Trotz des weichen Sumpfbodens donnerte es, als sein Körper schwer aufprallte. Die Krieger warfen sich auf den am Boden liegenden. Obwohl der sich mit aller Kraft aufbäumte, presste ihn ihr gemeinsames Gewicht unwiderstehlich nach unten.
Wystan kniete sich neben ihn und während er das Gesicht des gerade noch so übermächtigen Feindes in den Schlamm drückte, zischte er in sein Ohr: "Ein Tatali stellt sich nie einem Kampf, wenn er nicht alle Vorteile auf seiner Seite weiß!"

Es waren die letzten Worte, die Dazrak hörte, ehe seine Kraft schließlich schwand. Schlamm und brackiges Wasser verklebten ihm Mund und Nase und schließlich umfing ihn Dunkelheit, bis es nur noch das Geräusch des Blutes gab, das in seinen Ohren rauschte und zu letzt auch dieses Geräusch erstarb.
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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyFr 5 Apr - 0:19

Erst nachdem der Krulodt schon lange aufgehört hatte, zu zucken, ließen die Tatalii ihn los. Er lag da, das Gesicht tief in den Sumpfboden gedrückt. Auf Wystans Geheiß drehten zwei seiner Leute den Leichnam auf den Rücken. Er wischte mit der Hand den nassen Dreck aus dem Gesicht und betrachtete die fremdartigen Züge. Noch im Tod sah das Wesen brutal aus. In seinen erschlafften Zügen lag kein Frieden, keine Ruhe. Der Graf stand auf. "Nehmt alles mit. Wir kehren zurück." Er warf einen Blick zum Himmel. Die kalte, hinter dem Wolkenschleier nur mühsam auszumachende Sonnenball stand tief. Nicht lange, und der große Sumpf würde in Dunkelheit versinken.
Ein Plätschern weckte seine Aufmerksamkeit. Er sah auf den flachen Tümpel auf der anderen Seite der Lichtung.
"Beeilt euch! Vielleicht hat hier irgendwas sein Lager, ein Basilisk oder Schlimmeres!" Seine Leute rissen mit wachsender Begeisterung die Rüstungen von den Leibern der Kreaturen und sammelten ihre Waffen ein. Einge begannen sogar die Hauer aus den breiten Mäulern zu schlagen und einzustecken.

In kürzester Zeit hatten sie auch das letzte, was sich nur irgendwie verwenden ließ, an sich gerissen und verschwanden eilig von der Lichtung.

Als sie schließlich im Dorf ankamen, herrschte eine euphorische Stimmung. Wystan ließ die Beute in die Schankhütte bringen, wo er sie bald schon verteilen würde. Auf dem Weg dorthin sah er den Schamanen, den Vasall des Tralosk. Er ging mit großen Schritten auf ihn zu und macht mit einem Räuspern auf sich aufmerksam. Der Schamane schreckte auf. "Alle tot?" fragte er mit einem angedeuteten Lächeln. Wystan nickte. "Gut."
"Die Verwundeten?" Bron legte den Kopf schief. "Überlebt, ja. Ein paar werden eine Weile nicht viel tun, außer herumliegen und sich erholen." Wystan nickte. "Gut. Gut genug. Mehr, als ich hoffen durfte." Bron nickte. Ja, auch er war zufrieden. Und für Wystan war dies eine schon ungewöhnlich überschwängliche Lobpreisung.

"Ich werde gehen. Durch den Nebel. Ich ziehe wieder mit den Raurikern, wenn der lange Winter endlich aufhört." Wystan nickte. "Zwei Männer werden dich zur Grenze bringen."
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BeitragThema: Re: Durch den Nebel   Durch den Nebel EmptyMo 8 Apr - 16:57

Das Tageslicht war im Schwinden begriffen, als sich etwas bei dem kleinen Tümpel rührte. Unter Schlick und Schilf erhob sich leise der Umriss einer leicht gebeugten aber dennoch robusten Gestalt. Während er sich das Blatt einer Wasserpflanze von der Schulter zog, spähte er sorgfältig auf die kleine Lichtung. Während er die anbrechende Düsternis kaum Probleme bereitete, musste er sich doch anstrengen, um den Nebel, der zwischen den Bäumen emporquoll, zu durchdringen. Drag konnte sich ein bitteres Lächeln nicht verkneifen. Was für Narren! Aber ihn erwischte man nicht so leicht. Drag war vielleicht alt, aber er war erfahren und er wusste, wann man einen Kampf nicht gewinnen konnte. Er war eben ein wenig gerissener und schlauer als die anderen und das war auch der Grund, warum er noch lebte und die anderen jetzt tot waren. So einfach konnte das Leben eben sein.

Als er sich sicher war, dass die Sumpfmenschen wirklich gegangen waren und auch niemand zurückgeblieben war, begann er, ans Ufer zu waten. Da ließ ihn etwas stutzen. War da nicht etwas? Vorsichtig wandte er den Kopf. "Oh." Mehr sagte Drag nicht mehr. Der riesige Kiefer schnappte über ihm zusammen und zerteilte ihn knapp oberhalb der Hüfte. Dann versank der riesige, schlangenartige Leib wieder unter der Wasseroberfläche. Als die Wellen sich verzogen hatten, blieb nur ein Fleck auf der Oberfläche zurück, dessen Rot im Schleier der Nacht verblasste.
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