Vargranja, die Wolfshöhle, ist der momentane Sitz von Ragin Grünfang in seiner Position als erster Guiskard der Sippe der Grünfänge, oder als "Erster unter den Grünfängen", wie er sich selbst zu betiteln pflegt.
Bevor Ragin erster Guiskard wurde, führte Frowin Grünfang von der stolzen Siedlung Albamark aus die Sippe. Mehr oder weniger als erste Amtshandlung verlegte Ragin den Sitz aber an das geheimnisumwitterte Heiligtum, die Wolfshöhle. Die genaue Lage Vargranjas ist nicht bekannt und Ragin macht auch selbst ein großes Geheimnis darum - angeblich heizt er die verschiedenen Gerüchte sogar selber fleißig an, um die tatsächliche Lage zu verschleiern. Wer es dennoch zu seinem Ratssitz schafft - meist mit verbundenen Augen über verschlungene Pfade geführt - findet eine erstaunliche Siedlung vor.
Der äußere Ring besteht aus einer kunstvoll in den Wald eingefügten Holzpalisade. Tatsächlich ist sie sogar so geschickt zwischen die Bäume eingepasst, dass sie im Farbenspiel des Zwielichts kaum zu entdecken ist, bis man kurz davor steht.
Dahinter liegen zwischen alten Bäumen die ersten, moosbedeckten Hütten, von denen viele als Wachstuben für die Vargarda, die Wolfskrieger, Ragins persönliche Leibwache, dienen, die die - selbstverständlich getarnten - Tore bewachen und auf den Wehrgängen patroulieren.
Inmitten des düsteren Waldes, hinter der Palisade, wurde eine leichte Anhöhe gerodet und eine Reihe von Hütten und Häusern gebaut und sogar ein paar kleine Felder angelegt. Die aus rohen Baumstämmen gebauten Hütten, mit ihren grasbewachsenen Dächern, wirken archaisch und viele sind mit Hirschgeweihen über der Eingangspforte verziert.
Auch einige Baumhäuser dienen Ragins Leuten hier als Heimstatt - die meisten aber wohl eher als Wachtürme, verbunden über schmale Hängebrücken und mit Strickleitern erreichbar.
Geht man den Weg vom Haupttor entlang auf den Platz der befestigten Siedlung, so gelangt man an einen großen Rundbau, Ragins untere Halle. Dieser schließt an die große Ratseiche an, sie bildet gewissermaßen einen Teil der hinteren Wand der unteren Halle. Direkt dahinter fällt die Anhöhe steil ab in eine Senke, aus der sich die Ratseiche erhebt.
Zwischen ihren großen Wurzeln liegt der Eingang zur eigentlichen Vargranja, der Wolfshöhle: Ein uraltes Heiligtum, um das vor vielen Jahren die Siedlung entstanden ist. Gerüchte besagen, dass noch heute in der Höhle ein gewaltiger Wolf haust. Ob das stimmt, oder nur eine Schauergeschichte ist, wissen wohl nur die wenigen Bewohner Vargranjas selbst, doch es heißt, des Nachts würde der riesige, kohlschwarze Wolf aus seiner Höhle kommen und entlang des Wehrganges seine Runden ziehen. Jeder, der den Widukin feindlich gesonnen ist, würde von dem Untier sofort gerissen werden.
Wie dem auch immer sei, die Bewohner des Dorfes scheinen die Höhle recht unbefangen zu betreten und das müssen sie auch, denn der unterirdische Bach, der dort fließt, ist eine ihrer Wasserquellen.
Betritt man die untere Halle, so fällt als erstes der kunstvoll gefertigte Sitz auf, der am Stamm der Ratseiche steht, sorgsam angepasst, dass es aussieht, als würde er aus dem Holz hinauswachsen. Auf dem mit Fellen ausgelegten Boden stehen weitere Stühle nicht so kunstvoll gefertigt, aber genau so hoch. Hier pflegt Ragin in weniger wichtigen und alltäglichen Angelegenheiten Rat zu halten.
Empfängt er den Rat der Familienoberhäupter oder besonders wichtige Gäste, so verlagert er die Besprechung in die obere Halle. Diese steht auf einer Plattform in der mächtigen, ausladenden Krone der Ratseiche, zu erreichen über eine Wendeltreppe, die extra zu diesem Zweck heruntergelassen wird und nur an einigen festen Stricken hängt. Eine wackelige Angelegenheit ist es, diese Treppe emporzusteigen und es heißt, Ragin mache sich einen besonderen Spaß daraus, manchen Gästen einen besonders unruhigen Aufstieg zu bescheren, indem er seine Leute am oberen Ende heimlich an den Stricken rütteln lässt. Aber womöglich ist auch das nur eines der vielen Gerüchte, die er in die Welt gesetzt hat, um den Rest des Landes über seinen wahren Charakter im Grübeln zu halten.
Die obere Halle, von außen dunkel und, wenn der Baum voll Bläter ist, schwer zu entdecken, ist innen in hellem, fast weißem Holz gehalten und die Wände mit schneeweißen Wolfsfellen ausgekleidet. Wie es heißt, sind diese zwölf Felle von den Jungen des heiligen Wolfs, der unter dem Baum in seiner Höhle ruhen soll, und sie alle sind im Kampf zum Schutz der Höhle vor dunklen Mächten umgekommen. Der Legende nach nahm man ihre Felle und brachte sie in die obere Halle, die seit dem von den Geisterwölfen geschützt sei, so dass kein böser Zauber diejenigen treffen kann, die hier Rat halten.
Naturgemäß ist diese Halle etwas kleiner und auch niedriger, als die untere Halle, doch bietet sie bequem Raum für ein Dutzend Männer und Frauen.