Swelgandi, der Verschlinger, ist in erster Linie eine Legende und es ist fraglich, wie viel Wahrheit hinter dem Wolf von Vargranja steckt. Tatsache ist, dass unter der Ratseiche eine Felsenhöhle liegt, deren Eingang von den Wurzeln des alten Baumes umrahmt wird. Sie führt tief in die Erde und mindestens einer ihrer Höhlenräume gibt Zugang zu einem unterirdischen Fluss, der den Bewohnern der Siedlung als sichere Wasserquelle dient.
Doch in dieser Höhle soll eben auch Swelgandi leben, der Verschlinger. Der Legende nach ein riesiger Wolf, der nächtens das Gebiet um die Höhle durchstreift und jeden Feind der Widukin gnadenlos anfällt und in Stücke reißt. Gesehen und davon berichtet hat schon lange niemand mehr und so haben sich in der Vergangenheit eine Unzahl von Geschichten und Geschichtchen um den Riesenwolf von Vargranja gebildet, die einander in mehr als einem Punkt widersprechen.
Zur Herkunft gibt es gleich drei Legenden:
Der ersten nach ist Swelgandi ein Kind des Smertullus und wurde von diesem geschickt, um sein Heiligtum, die Grotte unter der Ratseiche zu beschützen.
Eine andere sagt, Swelgandi war der Reitwolf eines Orkhäuptlings, der dereinst in Hag Widukin einfiel. Doch als der Ork vom Anführer der Streitmacht der Grünfänge niedergestreckt worden war, bändigte der Held den Riesenwolf nur mit seinem Blick und seither dient der Wolf als Wächter der heiligen Grotte.
Eine dritte Legende sagt, dass der Borgrimm genau wie Rauros ein Rudel hatte, wilde Tiere, grausame Spiegelbilder des Rudels des weißen Löwen. Doch als das Volk des Borgrimm den Raurikern unterlag, unterwarf sich der schreckliche Swelgandi dem Rauros und wurde in die Höhle unter der Ratseiche verbannt, die er nur nachts verlassen darf, wenn er zur Buße für seine Taten, die er im Namen Borgrimms begangen hatte, die Rauriker in ihrem Schlaf beschützen muss.
In einer Erweiterung dieser dritten Geschichte wird erzählt, der Wolf wurde als Wächter über ein heiliges Schwert, das Gronjaskalm, an den Boden gefesselt, bis ein namenloser Held der Grünfänge ihn befreite und das Schwert an sich nahm. Als Dank für diese Befreiung soll der Wolf nun in der Dunkelheit der Nacht die Feinde der Widukin jagen - allerdings steht diese Legende im Kontrast zu dem Mythos, dernach Gronjaskalm am Vorabend der Schlacht gefunden worden sein soll, in der die Rauriker die Wendools das erste mal entscheidend schlugen und den ersten Krieg mit den Bärenleuten für sich entschieden, also noch bevor Swelgandi sich Rauros unterwarf.
Weiteren Geschichten nach hatte der Wolf zwölf Kinder, schneeweiße Wölfe, die den Grünfängen im Kampf zur Seite standen, bis sie in einem Krieg gegen böse Mächte erschlagen wurden. Seit dem beschützen ihre Geister die obere Halle, wo ihre Felle aufbewahrt werden und seit dem verlässt der Swelgandi die Höhle nur noch des Nachts, wenn man seine Tränen nicht sehen kann.
Wieder eine andere Legende sagt, dass das Fell des Wolfes nur in der Nacht kohlschwarz ist, tagsüber ist es im Winter schneeweiß, im Sommer Haselnussbraun, im Herbst schimmert es fuchsrot und im Frühling ist es von der Farbe von Ocker. Tagsüber ist der Wolf in dieser Version handzahm und ruhig, wird aber nachts zur reißenden Bestie.
Wieder eine andere Legende bescheinigt dem Wolf Zähne und Knochen aus Eisen, ein Fell, dass so hart ist wie Eisendraht und feuerglühende Augen. In einer Beschreibung ist er so groß, dass er einem erwachsenen Mann bis zur Hüfte reicht, in einer anderen bis zur Schulter und in einer dritten ist er gar so groß wie ein ausgewachsenes Schlachtross und kann den Kopf eines Menschen mit einem Bissen abreißen und hinunterschlucken.
Schließlich gibt es noch eine Reihe von Schauergeschichten, die wirklich auch dem naivsten Hörer als Ammenmärchen erscheinen müssen und auf die hier nicht weiter eingegangen werden soll.