Nasskalter Schneeregen fiel auf die leicht gerüsteten Krieger der Widukin, als sie in großen Gruppen nach Süden marschierten. Ein gewaltiges Heer aus allen Sippen seines Klans hatte Ragin von der Sippe der Grünfänge zusammengetrommelt, um die kupferne Armee zu zerschlagen, doch nach der Schlacht von Grimmgard im fernen Hag Halvor hatten sich die meisten der feindlichen Soldaten scheinbar einfach in Luft aufgelöst.
Keinem der Krieger war wohl bei der Sache, denn wer sollte garantieren, dass die verschwundenen Krieger nicht genauso schnell wieder auftauchen konnten? Doch Ragin, der beim Rat der Klans während dem Imbolkfest durch ein Gottesurteil als Hagrik bestätigt worden war, hatte eine grimmige Losung ausgegeben: Die verbleibende Armee des Feindes sollte restlos ausgemerzt werden. Zusammen mit den starken Swajuts der Haggard marschierten sie nun gen Süden. Nur ein kleiner Teil war abgezogen worden, um die Heiligtümer der Widukin zu bewachen und die wichtigsten Siedlungen vor Marodeuren zu schützen. Der Rest machte sich nun auf, um dem, was von der Kupfernen Legion übrig geblieben war den Gnadenstoß zu versetzen.
Diese wurden derzeit von Reitern des Klans und vom Swajut des Hengstes aufgehalten und zwischen eben jenen Reitern und der Hauptstreitmacht der Grünfänge sollten die Feinde nun eigeklemmt und zerstört werden. Ragin selbst führte seine Truppen an und sein Ehrgeiz, den Feind blutig zu zermalmen griff auf seine Krieger über.
Ein Feind, der auf ihrem Land eine Festung errichtete, das war mehr als eine Herausforderung. Ragin nahm diese Sache persönlich, wofür der Hügel der blutigen Schädel stummes Zeugnis lieferte. Er würde keine Gefangenen machen.
Leichte Plänkler in offener Formation huschten wie Schatten vor der Hauptstreitmacht durch schwer einsehbares Gelände und ihre wachsamen Augen hielten ständig Ausschau nach feindlichen Hinterhalten oder Anzeichen einer Falle. Bei den einfachen Kriegern ging das Gerücht um, dass Kämpfer der geheimnisumwitterten Vargarda darunter waren, Ragins treue Elitegarde. An Ragins Seite ritten seine linke und seine rechte Hand: Horsa und Hengist, seine persönlichen Adjutanten.
Hengist trug seine schwere Streitaxt und einen wuchtigen Rundschild, Horsa einen Langspeer und einen fremdartigen Langschild, den er aus seinen Tagen im Swajut des Stieres, dem er einst angehört hatte, aus einem fremden Land mitgebracht hatte. Das Wappen, das den Schild einst geziert hatte, war von einer großen, weißen Raute und einem starken Pferd, Horsas Krafttier, übermalt.
Abseits von Ragin glänzte stolz das Wappen der Markgarda, der Leibgarde des stolzen Alwin, Herrn von Albamark und Sohn des vorherigen ersten Guiskards der Grünfänge. Sein Gesicht war ernst und entschlossen. Dass er persönlich und in Gefolgschaft seiner Elitekrieger an diesem Kriegszug teilnahm, war eine Geste der Treue und Verbundenheit, denn so war sein reiches Gehöft nur von wenigen einfachen Kämpfern beschützt, während er an der Seite seines Guiskards und Hagriks kämpfte.
Die Krieger, die an der Schlacht um die Festung der Invasoren teilgenommen hatten, trugen eine zersplitterte kupferne Halbmaske an ihrem Gürtel, als Zeichen ihres Sieges über die Eindringlinge und als Zeichen der Ehre, an diesem Kampf teilgenommen zu haben. Die anderen waren bestrebt, sich in der kommenden Schlacht ebenfalls eine solche Trophäe zu erobern, um mit erhobenem Haupt von ihren Heldentaten berichten zu können. Und wenn sie erst den Feind zerschmettert hätten, so hieß es, würden sie nach Süden marschieren, um gegen die Armee der schwarzen Witwe zu kämpfen, im Hag der Nantwiga.
Während die Phantasien der unerfahrenen Jungspunde sich schon um die schönen Amazonen im Seenland drehten, marschierten die Veteranen mit grimmiger Entschlossenheit gegen den Feind vor ihnen. Ragin hatte nicht vor, dem Feind eine Fluchtmöglichkeit zu lassen und das bedeutete, dass dieser sich mit äußerster Verbissenheit wehren und sein Leben teuer verkaufen würde, wie ein verwundetes Tier. Doch ihr Stolz verbot ihnen, auch nur den Hauch von Angst zu zeigen.