Schließlich gelang es Rukus doch noch die Tür zu öffnen und wir gelangten in einen weiteren Gang mit einer weiteren Tür und einem weiteren Schloss. Aber der kleine Herumtreiber kam jetzt in Übung und dieses Mal stellte die Verriegelung kein Problem mehr da. Wir gelangten in ein Schlafzimmer, das wir ausgiebig plünderten, wir fanden unter anderem einen Ring mit dem Siegel der „Akademie der geistigen Kraft zu Fasar“, einer schwarzen Beherrschungsschule, dann ging es weiter durch einen leeren Zellentrakt in den Südturm, dessen Stufen wir mühsam erklommen. Ein Blick aus den Schießscharten zeigte uns, dass es mittlerweile tiefe Nacht geworden war.
Die verschiedenen Stockwerke des Turms wiesen keine Besonderheiten auf. In einem konnten wir verblichene Wandgemälde beobachten, die wohl die Geschichte von Alfendahl darstellten. Wir sahen ein Elfenvolk, das sich um den großen Lebensbaum, den ava lamanda ansiedelten und dann in einen Kampf mit Wesen, die aus einem Portal mit der Glyphe Zholvars, dem gierigen Fleischer, dem seelenfressenden Vermehrer des blutbefleckten Goldes herausströmten, verwickelt wurden. Auf irgendeine Weise wurde der große Lebensbaum zerstört, auf diesen Bildern war nichts mehr zu erkennen, aber die Elfen gewannen den Kampf. Von nun an übernahmen sie die Aufgabe als schwarzgerüstete Krieger, das Portal zu bewachen. Irgendwann zog es auch Menschen in das Tal. Sie trafen auf die Elfen und begannen sie zu verehren, doch irgendwann starben diese aus und die Menschen führten ihre Traditionen weiter, ohne den Sinn dahinter zu begreifen, denn das Portal geriet in Vergessenheit.
Ein Stockwerk weiter gerieten wir in das Schlafzimmer des Schwarzmagiers. Während Sarina und Rukus die wertvollen Besitztümer des Hexenmeisters durchstöberten, wurden Teleria und ich magisch von einer lila leuchtenden Kristallkugel angezogen. Doch Neugier kann einen manchmal wirklich in prekäre Lagen bringen, denn wir verloren den Boden unter den Füssen und wurden in die Kugel gezogen. Uns wurde kurz schwarz vor Augen und als wir uns wieder orientieren konnten befanden wir uns in einer riesigen natürlichen Höhle. Unser Blick wurde wie magisch von einem grünen Portal angezogen, denselben, wie auf den Wandmalereien. Von irgendwoher war Wasserrauschen zu hören.
Mittlerweile waren auch Sarina und Rukus in den Wirkungsbereich der Kugel geraten und gesellten sich zu uns.
Scheinbar hatte der Schwarzmagier nur auf diesen Moment gewartet, denn nun trat er aus dem Schatten und stellte sich uns mit einem hämischen Grinsen vor: Mein Name ist Kartum al Syrod! Danach eröffnete er uns, dass er uns töten würde, denn ihm fehle nur noch ein Quäntchen Macht, um das Portal wieder zu Öffnen. Dann befahl er seinen schlangenartigen Freunden den Angriff. Mein Corpofrigo schlug fehl, also griff ich auf einen Ecliptifactus zurück, aber die Schlangenmenschen hatten offenbar schon zuviel Zeit in Begleitung eines Schwarzmagiers gebracht, um sich von einem lebenden Schatten schrecken zu lassen. Also zurück zur Messerarbeit, und schon bald lagen die die beiden Wesen tot auf dem Boden.
Jetzt trat der Magier endlich in Aktion, bisher hatte er nur mit einem süffisanten Lächeln im Gesicht zugesehen. Er versuchte doch tatsächlich mich mit einem Gliederschmerzen zu belegen. Hah! Aber nicht mit mir! Ich revanchierte mich mit einem Ignifaxius. Aber sein magischer Angriff hatte mich so in Rage gebracht, dass ich mehr astrale Macht zu beherrschen versuchte, als ich zu händeln vermochte. Ich sah noch wie ein gewaltiger Flammenstoss in Kartums Brust einschlug und in mehrere Schritt nach hinten schleuderte, bevor mir schwarz vor Augen wurde und ich bewusstlos zu Boden sank.
Ich erwachte, als mir irgendjemand Wasser ins Gesicht schüttete, es war wohl Teleria gewesen. Ich befand mich immer noch in der Höhle, aber der Magier lag, immer noch qualmend, tot auf dem Boden. Meine Freunde hatten ihn wohl auch ohne mich überwältigen können.
29. Praios 16 Hal – Feynhaag
Als wir die Höhle verließen, indem wir dem Geräusch des Wasserrauschens folgten, erkannten wir, dass die Praiosscheibe bereits wieder am Himmel stand. Am Fuß des Wasserfalls fanden wir ein uraltes Ruderboot. Sarina erklärte es für seetüchtig und brachte uns sicher zurück nach Feynhaag. Dort schien sich in der Zwischenzeit etwas getan zu haben, denn der halbe Ort hatte sich auf dem Marktplatz versammelt und diskutierte heftig über den Angriff des Roten Egel auf das Dorf Lichtermoor. Der Ort stand in Flammen und die Bevölkerung hatte sich zu Stumpf des ava lamanda geflüchtet.
Wir waren müde und erschöpft und hungrig, und konnten ad hoc sowieso nichts tun, deshalb begaben wir uns zunächst zu Harka. Diese machte sich sofort auf, um Alik aus dem Heustadel zu holen, wo wir ihn zurückgelassen hatten. Wir plünderten unterdessen die Speisekammer.
Gerade waren wir mit dem Essen fertig geworden, als sie den gebrechlichen Alten zur Tür hereinschleppte. Er bat uns kläglich, doch seine Tochter zu retten. Wir wandten ein, dass wir für die Schlacht wohl eh zu spät kommen würden, selbst wenn wir jetzt aufbrachen, und wir wohl nur auf den Sieg der Lichtermoorer hoffen könnten. Da bot uns Harka ihren Pferdewagen an. Also machten wir uns müde auf den Weg.
Als wir dann auf dem Schlachtfeld ankamen, hatte sich noch nichts getan. Die Lichtermoorer erhielten gerade Unterstützung durch die schwarzen Ritter, und dann begann die Schlacht, wenn man es so nennen will, auf beiden Seiten waren nur etwa je drei Handvoll Kämpfer, da ist bei uns daheim bei den Schlägereien auf den Familienfesten mehr Trubel.
Unser Plan war den Schergen des Landvogts in den Rücken zu fallen, während sie mit den Schwarzen Rittern und den Dorfbewohnern beschäftigt waren. Rukus gelang es einem Ork die Kehle zu durchtrennen, doch beim nächsten scheiterte er. Dennoch errangen wir bald die Oberhand und wenn auch alle Lichtermoorer fielen und der Ordensmeister der Ritter schwer verwundet zu Boden ging, gelang es uns, die Reste der Söldner in die Flucht zu schlagen. Leider entkam auch der Rote Egel.
Mir gelang es gerade noch den Großmeister zu retten, und so kehrten wir im Triumphzug und in Begleitung der Ritter, die ihre Herrschaft wieder antraten, nach Feynhaag zurück.